Ein Leichenwagen und seine Erlebnisse

Schlagwort: Tod (Seite 3 von 6)

Kinder sterben leise

und Eltern trauern einsam

Grabfigur Rosenhöhe Darmstadt
Prinzessin Elisabeth Marie Alice Victoria von Hessen und bei Rhein

Naja, diese Beerdigung war sicherlich keine leise, denn schließlich handelte es sich bei der Toten um eine Prinzessin, die im Alter von 8 Jahren verstarb…

Doch in der Regel wird der Tod eines Kindes und insbesondere eines ungeborenen Kindes als Versagen der Eltern angesehen. Die Eltern fühlen sich oft ausgegrenzt, missverstanden und mit einem Schandmal gezeichnet.

Ich wohne in einer kleinen Ortschaft mit damals 1.500 Einwohnern. Wir hatten damals eine sehr verständnisvollen Pfarrer, der wusste, wie neugierig und “gesprächig” die Dorfgemeinschaft war.

Normalerweise läuten die Glocken nach Bekanntwerden des Todesfalles 10 Minuten vor der Beerdigung. Unser Pfarrer unterlies dies und Niemand wusste vorher, wer da beerdigt wird, damit wir in Ruhe Abschied nehmen konnten.

Sicher sprach sich unser Schicksal danach rum und die Anteilnahme war schon sehr groß. Doch gleichzeitig hatte man immer das Gefühl, das diese Anteilnahme auch eine gehörige Portion Neugierde beinhaltete.

Und nach einiger Zeit hatte man das Gefühl – auch innerhalb der eigenen Familie – das genug getrauert sei und man sich dem Leben zuwenden solle.

Ich für meinen Teil musste ja auch relativ schnell in die “Normalität” zurück und arbeiten gehen. Danach war ich so mit der Trauer und Sorge um meine Frau beschäftigt, dass ich Selbst meine Trauer und ganz besonders mein Hadern mit Gott nicht zu ließ.

Dies ist heute zum Glück anders, doch es wird immer wieder diese Tage geben, an denen ich zurück blicke.

Mit Stolz zurück blicke, denn irgendwann und diese Worte sind an alle gerichtet, die aktuell trauern – egal um wenn Sie gerade trauern – irgendwann geht auch diese tiefe Traurigkeit im Herzen vorbei und es wird Momente geben, an den Eure Herzen mit soviel Liebe und Glück gefüllt ist, das Ihr vor Freude weint.

Wenn Ihr Eurer Trauer und euren Tränen von Anfang an den Raum lasst, den Ihr braucht.

Schämt Euch nicht Eurer Tränen, Männer!

Komm großer schwarzer Vogel

Vorhersehung

Ostfriedhof München

Komm, großer schwarzer Vogel,
Komm jetzt!
Schau, das Fenster is weit offen,
Schau, ich hab der Zucker aufs Fensterbrett g’straht.

Komm, großer schwarzer Vogel,
Komm zu mir!
Spann’ Deine weiten, sanften Flügel aus
Und leg’s auf meine Fieberaugen!
Bitte, hol’ mich weg von da!

Und dann fliegen wer
Aufi, mitten in Himmel eini,
In a neuche Zeit,
In a neuche Welt.
Und i werd’ singen,
I werd’ lachen,
I werd’ “das gibt’s net”, schrei’n,
Weil, i werd’ auf einmal kapier’n
Worum sich alles dreht.

Komm, großer schwarzer Vogel,
Hilf mir doch!
Press’ Dein’ feuchten, kalten Schnabel
Auf meine Wunde, auf meine heiße Stirn!

Komm, großer schwarzer Vogel,
Jetzt wär’s grad günstig!
Die ander’n da im Zimmer schlafen fest
Aber ganz leise sein,
Da hört uns die Schwester ned
Bitte, hol mich weg von da!

Und dann fliegen wir
Aufi, mitten in Himmel eini,
In a neuche Zeit,
In a neuche Welt.
Und i werd’ singen,
I werd’ lachen,
I werd’ “das gibt’s net”, schrei’n,
I werd’ auf einmal kapier’n
Worum sich alles dreht.

Ja, großer schwarzer Vogel,
Endlich!
Ich hab’ Di gar ned eini kommen ghert,
Wie lautlos Du fliegst,
Mein Gott,
Wie schön Du bist!

Auf geht’s, großer schwarzer Vogel,
Auf geht’s!
Baba, ihr meine Lieben daham!
Du, mei Mädel,
Und du, Mama, baba!
Bitte, vergesst’s mi ned!

Auf geht’s,
Mitten in Himmel eini,
Ned traurig sein!
Na, na, ist ka Grund zum Traurigsein!
Weil, i werd’ singen,
I werd’ lachen,
I werd’ “des gibt’s net” schrei’n.
I werd’ endlich kapier’n
I werd’ glücklich sein!

I werd’ singen,
I werd’ lachen,
I werd’ “des gibt’s net” schrei’n.
I werd’ endlich kapier’n,
I werd’ glücklich sein!

Ja, i werd’ singen,
I werd’ lachen,
I werd’ “des gibt’s net” schrei’n
I werd’ endlich kapier’n
I werd’ endlich glücklich sein!

I werd’ singen
I werd’ lachen
I werd’ “des gibt’s net” schrei’n
I werd endlich kapier’n
I werd’ endlich glücklich sein!

Ludwig Hirsch

Dieser Text wurde 1979 von Ludwig Hirsch geschrieben und wer dieses Lied einmal gehört hat, den wird es nicht mehr loslassen. Zumindest mir ist es so ergangen und das ist schon einige Jahre her.

Ludwig Hirsch nahm sich 32 Jahre später das Leben, ließ sich vom großen schwarzen Vogel in den Himmel tragen – er war unheilbar an Lungenkrebs erkrankt.

Ob er zum Zeitpunkt, als er den Text schrieb, wusste, was ihm bevorstand?

Ich weiß es nicht, aber sicher beschäftigt sich jeder irgendwann in seinem Leben mit dem Tod, mit dem eigenen Tod und vielleicht auch mit dem Gedanken, diesem Leben ein Ende zu setzen?

Ich für meinen Teil habe das schon getan.

Und jedes Mal hat mich der Gedanken daran, dass ich wissen möchte, was morgen sein wird, davon abgehalten es zu tun – denn es gibt immer ein Morgen!

Und es liegt an uns, dieses Morgen zu gestalten, mit Leben, mit Liebe, mit Lachen zu füllen!

Lasst uns Lieben, lasst uns Lachen, lasst uns Leben!

Begegnungen

Im Labyrinth des Lebens

Gestern Abend war ich seit langem auf einem größerem Konzert. Bei VNV Nation in Wiesbaden und hier kam es zu einer dieser unerklärlichen Begegnungen, nach denen Ihr Euch fragt, ob es nicht doch so etwas, wie Schicksal gibt.

Etwa eine halbe Stunde vor Ende des Konzertes, auf meinem Rückweg von den Toiletten erklangen die ersten Klänge von Nova (Shine your light on me).

Neben mir stand eine Frau, die just in diesem Moment zu schluchzen anfing und sichtlich ergriffen war.

Im ersten Moment denkst du dir – ok, zuckst mit den Schultern und gehst weiter. Doch Ihre Reaktion war so intensiv, dass ich sie fragte, ob alles in Ordnung sei.

Da erzählt sie, dass VNV Nation die Lieblingsgruppe Ihrer Tochter gewesen sei und dieser Song auf der Beerdigung Ihrer Tochter gespielt wurde.

Sie ist vor 9 Monaten im Alter von 36 Jahren an Leukämie gestorben.

Noch jetzt bekomme ich eine Gänsehaut, wenn ich an diesen Moment denke und ich werde bei diesem Song immer an diesen Augenblick denken und an diese Frau.

Sie erzählte noch, dass Sie damals Ihren Glauben an Gott verloren hätte und aus der Kirche ausgetreten sei.

Nachdem sie sich etwas beruhigt hatte, rief sie eine weitere Tochter an und ich ging zurück zu meinem Platz – ergriffen und bewegt.

„Shine, shine your light on me
Illuminate me, make me complete
Lay me down, and wash this world from me
Open the skies, and burn it all away
Cause I’ve been waiting, all my life just waiting
For you to shine, shine your light on me“

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