Ein Leichenwagen und seine Erlebnisse

Kategorie: Sternenkinder (Seite 1 von 6)

Sternenkinder, Totgeburten, Kindergräber

Beeindruckend

Marathonmonday, 08. Mai 2023

Ein besonderer Schmetterling

Jetzt sind es nur noch drei Wochen bis zum Finale des Spendenmarathons. Seid Ihr genauso gespannt wie ich, wie hoch die Gesamtsumme sein wird?

Es bleibt nicht mehr viel Zeit, das Ziel zu erreichen!

Die Saarländische Gastfreundschaft

Am Wochenende durfte ich bei der Jahrestagung des VEID in Saarlouis dabei sein und dabei die saarländische Gastfreundschaft kennen lernen. Die örtliche Organisation oblag der Elterninitiative krebskranker Kinder im Saarland e.V. (https://www.kinderkrebshilfe-saar.de/). An dieser Stelle nochmals vielen Dank für die herzliche und schmackhafte 😉 Zeit und Euch noch viel Erfolg bei Euren Projekten!

Die Saar

Trauer am Arbeitsplatz

war das Thema eines Workshops mit Thomas Achenbach (Männer trauern anders https://www.thomasachenbach.de/maenner-trauern-anders/).

Da ich mich zurzeit beruflich mit dem Thema Work 4.0 beschäftige, war es sehr Interessant zu erfahren, wie das Thema Trauer im Berufsleben behandelt wird.

Hier besteht ein dringender Handlungsbedarf, sowohl bei der Unterstützung der Trauernden, wie auch der Betriebe und Verantwortlichen. Gerade vor dem Hintergrund des Eintritts der Generation Z in das Arbeitsleben wird dieses Thema in Zukunft eine größere Rolle spielen, was vielen Unternehmen nicht bewusst sein dürfte.

Sowohl die Attraktivität von Unternehmen wird zukünftig mehr an solchen Kriterien wie Fürsorge für die Arbeitnehmenden gemessen werden, andererseits dürfte die Häufigkeit von altersbedingten Sterbefällen in einer älterwerdenden Arbeitnehmerschaft zu nehmen.

Sternenkinder

Ganz besonders beeindruckend fand ich den Workshop von Sandra und Rebecca von den Sterneneltern Saarland (https://sternenelternsaarland.de), die Ihre Betreuung in der Akutsituation vorstellten.

Dabei erzählten Sie nicht nur von Ihrer Arbeit, sondern wir konnten selbst 3-D-Modelle erstellen. Dies sind Abdrücke von den Füßen oder Händen der kleinen Sternenkinder, auch von Kindern vor der SSW 24.

Die Sterneneltern Saarland gibt es erst seit 2018, doch in dieser kurzen Zeit und auch noch während der Pandemie wurde hier eine Organisation aufgebaut, die in kurzer Zeit für Betroffene in allen 8 Geburtskliniken im Saarland vor Ort ist.

Ich kann jedem nur empfehlen, einmal die Webseite des Vereins – der seit kurzem auch einen eigenen Podcast hat – zu besuchen.

Andere Wege gehen

Gedenkort in Saarlouis

Das Motto der Jahrestagung lautete “Andere Wege gehen” – deshalb möchte ich Euch auch auf einen besonderen Ort in Saarlouis aufmerksam machen, der auf Initiative der Sterneneltern geschaffen wurde.

Auf dem Bild oben seht Ihr einen Gedenkort in einem öffentlich zugänglichen Park, an dem man seiner Toten gedenken kann, auch wenn es vielleicht keine Grabstätte (mehr) gibt oder diese in Ferner Heimat ist.

Gedenktafel

In der heutigen Zeit fehlen solche Orte des Gedenkens, solche Orte der Trauer ganz besonders. Nicht nur, das traditionelle Grabstätten auch aus Kostengründen und Gründen der Grabpflege immer weniger werden, die Welt ist heutzutage “kleiner” geworden.

Wer wohnt heute noch an seinem Geburtsort oder Geburtsland?

Eine tolle Idee, die – wie ich meine – in vielen Städten und Gemeinden Nachahmung finden sollte – Trauer kennt keine Grenzen und keine Nationalitäten!

Ganz besondere Menschen

Beeindruckt hat mich aber ganz besonders die Herzlichkeit und das Engagement aller, welche ich an diesem Wochenende kennen lernen durfte. Alle haben Ihre eigene, persönliche Geschichte, manche erst vor kurzem, manche schon Jahrzehnte hinter sich – doch sie alle eint eines, das Engagement für andere da zu sein, wenn diese Hilfe bedürfen!

Dies ist so kostbar in unserer heutigen, schnelllebigen Zeit!

Und jeder Euro, der über den Spendenmarathon für die Arbeit des VEID zusammenkommt, ist ein Zeichen der Anerkennung und Wertschätzung für diese Menschen!

Ein Klick auf das Bild genügt und Ihr werdet auf betterplace geleitet.

Das Bild zum Spendenmarathon
Azrael vor dem Südfriedhof in Leipzig

Bis nächste Woche

Zahlen, Daten, Fakten

Marathonmonday 06. März 2023

Sternenkinder Ohlsdorfer Friedhof

Heute ist wieder #marathonmonday und ich möchte Euch ein paar Hintergrundinformationen geben.

Das Thema Tod und insbesondere der Tod von Kindern wird in unserer Gesellschaft verdrängt und tabuisiert. Doch über welche Zahlen sprechen wir hier tatsächlich?

Hier gibt es unterschiedliche Berechnungen und Begriffe, die berücksichtigt werden müssen.

Kindersterblichkeit

Im Internationalen Vergleich hat sich der Begriff Kindersterblichkeit etabliert – was heißt das?

Kindersterblichkeit beziffert den Anteil der Kinder, die im Zeitraum der ersten 5 Lebensjahre, bezogen auf 1.000 Lebendgeburten, sterben.

Dieser Faktor betrug in 2020 für Deutschland 3,7. Im internationalen Vergleich ist dieser Wert relativ niedrig, doch in absoluten Zahlen sind das bei 773.144 Lebendgeburten somit 2.860 Sterbefälle in den ersten fünf Lebensjahren.

Sternenkinder Babenhausen

Totgeburten

Von einer Totgeburt spricht man, wenn das Gewicht bei der Geburt größer als 500 Gramm oder die Geburt ab der 24. Schwangerschaftswoche erfolgt.

Dies waren in 2021 insgesamt 3.420 Kinder, die zu den Sternen gereist sind.

Säuglingssterblichkeit

Von Säuglingssterblichkeit spricht man bei Kindern, die im ersten Jahr nach der Geburt versterben – in 2021 waren dies 2.368 Kinder.

Zusammenfassend sprechen wir alleine für die Gruppe der Sternenkinder und Säuglinge von über 5.700 einzelnen Schicksalen in einem Jahr!

Sternenkinder Groß-Umstadt

Tote Kinder haben keine Lobby

Über 5.700 Familien, die den Tod eines Kindes vor der Geburt oder im ersten Lebensjahr des Kindes erleben müssen!

Die plötzlich vor einem bodenlosem Nichts stehen. Deswegen ist die Arbeit des Bundesverband Verwaister Eltern und trauernde Geschwister in Deutschland e.V. so wichtig und wertvoll!

Um ein Netz aufzubauen und auszubauen, das trägt.

Der VEID und seine regionalen Vereine finanzieren sich zu einem großen Teil aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden, um vor Ort mit vielen, vielen ehrenamtlich Tätigen da zu sein, mit Rat und Tat.

Helft mit, gemeinsam das Netz ein kein wenig größer zu machen, die Maschen etwas enger zu machen!

Danke

Euer Azrael

25 Jahre

Dünnhäutig

Dieses Jahr ist die Trauer wieder ganz nah, eine dünne Schicht liegt zwischen mir und dieser überbordenden Gefühlswelt, die mich droht in einem Sog zu verschlingen.

Warum ist das so? frage ich mich und gehe, typisch männlich, sofort in die Analyse.

Das lenkt ab, das schützt mich, damit kann ich eine Schutzblase um mich bilden, in der ich nicht jeden Moment damit rechnen muss, das diese Gefühle aus meinen Augen quellen und langsam als nasse, salzige Tränen an meinen Wangen herunterrinnen.

In Trauer baden

Ja, dieses Jahr ist es “schlimmer”, doch es ist gut so!

Schließlich sind 25 Jahre eine verdammt lange Zeit. 25 Jahre sind seit damals vergangen und morgen ist es soweit…

Morgen wäre er – NEIN – IST er 25 Jahre alt!

25 Jahre, in denen die Trauer immer da war, diese Fragen, was wäre gewesen wenn…

Und doch ist es diesmal anders – ich WILL in Trauer baden, ich lasse die Trauer zu, ich lebe mit und in ihr!

Ich weiß nicht, wie ich den heutigen Abend verbringen werde oder was ich morgen tun werde – sicher gehe ich ans Grab, doch das ist kein “Muss”, es ist ein “Kann”, ein “Wollen”.

Wahrscheinlich werde ich ein Glas Whisky auf und wer weiß, mit Ihm trinken – vielleicht gehe ich heute Nacht auf den Friedhof und erhebe um 12 Uhr das Glas an seinem Grab…

Ich werde eine Kerze anzünden, ein Licht in dunkler Nacht.

Komm großer schwarzer Vogel

Auf jeden Fall werde ich Musik hören:

You’ll never walk alone & Steh auf, wenn du am Boden bist

von den Toten Hosen.

Laut, richtig laut und noch etwas werde ich hören:

Ja, i werd’ singen,
I werd’ lachen,
I werd’ “des gibt’s net” schrei’n
I werd’ endlich kapier’n
I werd’ endlich glücklich sein!

I werd’ singen
I werd’ lachen
I werd’ “des gibt’s net” schrei’n
I werd endlich kapier’n
I werd’ endlich glücklich sein!

aus “Komm großer schwarzer Vogel “von Ludwig Hirsch

Ich habe meinen Frieden mit Ihm geschlossen und ich habe meine Trauer akzeptiert – deswegen werde ich Feiern und Traurig sein – in einem Moment.

Denn ich Liebe Ihn, meinen Sohn, den ich vor 25 Jahren das erste Mal in den Armen halten durfte, nur um ihn gleich darauf wieder hergeben zu müssen.

Komm großer schwarzer Vogel
Komm großer schwarzer Vogel

Ich werde Trauern, mit Liebe im Herzen.

Und es ist gut so.

An all jene, die sich Fragen, ob es denn irgendwann mal “genug” sein wird:

Nein, wird es nicht!

Es wird anders, es wird irgendwann nicht mehr so präsent sein, es wird jedoch immer da sein – egal wieviel Zeit vergangen ist.

Und das ist OK, Eure Trauer ist OK, lasst Sie zu, lebt Sie aus, lebt mit Ihr!

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