Heute habe ich meinen Opa, den ich nie kennengelernt habe, besucht. Wobei er sicher nicht dort beerdigt ist, sondern irgendwo im Osten seine letzte Ruhestätte gefunden hat.
1906 geboren und 1943 „im Krieg geblieben“ – damals war sein Sohn, mein Vater, gerade mal 3 Jahre und hat sicher keine Erinnerungen an Ihn.
Bis vor 5 Jahren wusste ich noch nicht einmal, das es dort einen Grabstein von Ihm gibt. In der Regel findet man ja meist irgendwo eine größere Gedenktafel auf denen die „Söhne der Stadt“ verewigt sind.
Wer aufmerksam durch unsere Welt geht, wird überall den Kreislauf der Natur und damit die Vergänglichkeit sehen können.
Sei es der Tag der endet und die Nacht beginnt, die durch den Sonnenaufgang wiederum beendet wird. Sei es der Baum, der irgendwann stirbt und dessen Überreste Tieren als Behausung und Nahrung gibt und somit neues Leden spendet.
Man muss nur bewusst und mit offenen Augen durch unsere Welt gehen, dann sieht man das Wirken des Todes und damit gleichzeitig das Leben.
Im übertragenden Sinne ist ein Wald nicht nur ein Lebensraum, sondern gleichzeitig ein Friedhof – gefüllt mit Leben.
Und mit diesem Gedanken sollten wir unsere jetzigen Friedhöfe mit Leben füllen – sie auch zu einer Stätte der Begegnung machen.
Hierzu fällt mir noch eine Geschichte von dem Pfarrer ein, der Marcel beerdigt hat. Einige Zeit später trafen wir Ihn bei der Besprechung der Beerdigung unseres Vermieters. Da meine Frau schwanger war, sagte er spontan, als er es sah:
„Ich sehe mit Freuden auf Ihren Bauch.“
Etwas später sprach er uns darauf an und entschuldigte sich fast dafür, da es ja gleichzeitig um die Beerdigung ging.
Grabfigur Rosenhöhe Darmstadt Prinzessin Elisabeth Marie Alice Victoria von Hessen und bei Rhein
Naja, diese Beerdigung war sicherlich keine leise, denn schließlich handelte es sich bei der Toten um eine Prinzessin, die im Alter von 8 Jahren verstarb…
Doch in der Regel wird der Tod eines Kindes und insbesondere eines ungeborenen Kindes als Versagen der Eltern angesehen. Die Eltern fühlen sich oft ausgegrenzt, missverstanden und mit einem Schandmal gezeichnet.
Ich wohne in einer kleinen Ortschaft mit damals 1.500 Einwohnern. Wir hatten damals eine sehr verständnisvollen Pfarrer, der wusste, wie neugierig und „gesprächig“ die Dorfgemeinschaft war.
Normalerweise läuten die Glocken nach Bekanntwerden des Todesfalles 10 Minuten vor der Beerdigung. Unser Pfarrer unterlies dies und Niemand wusste vorher, wer da beerdigt wird, damit wir in Ruhe Abschied nehmen konnten.
Sicher sprach sich unser Schicksal danach rum und die Anteilnahme war schon sehr groß. Doch gleichzeitig hatte man immer das Gefühl, das diese Anteilnahme auch eine gehörige Portion Neugierde beinhaltete.
Und nach einiger Zeit hatte man das Gefühl – auch innerhalb der eigenen Familie – das genug getrauert sei und man sich dem Leben zuwenden solle.
Ich für meinen Teil musste ja auch relativ schnell in die „Normalität“ zurück und arbeiten gehen. Danach war ich so mit der Trauer und Sorge um meine Frau beschäftigt, dass ich Selbst meine Trauer und ganz besonders mein Hadern mit Gott nicht zu ließ.
Dies ist heute zum Glück anders, doch es wird immer wieder diese Tage geben, an denen ich zurück blicke.
Mit Stolz zurück blicke, denn irgendwann und diese Worte sind an alle gerichtet, die aktuell trauern – egal um wenn Sie gerade trauern – irgendwann geht auch diese tiefe Traurigkeit im Herzen vorbei und es wird Momente geben, an den Eure Herzen mit soviel Liebe und Glück gefüllt ist, das Ihr vor Freude weint.
Wenn Ihr Eurer Trauer und euren Tränen von Anfang an den Raum lasst, den Ihr braucht.