Azraels Reisen

Ein Leichenwagen und seine Erlebnisse

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Naturfriedhof Langen

Es geht auch anders…

Gestern war ich auf Ahnenreise und dabei habe ich mir natürlich den Friedhof in Gänze angeschaut. Das Konzept des Friedhofes – nicht nur eine Ruhestätte zu sein, sondern auch natürlicher Lebensraum für Tiere und Pflanzen, ist sehr gelungen umgesetzt.

Nachdem man den „alten“ Teil mit jüdischem Friedhof inmitten des Friedhofes durchquert hat, kommt man in einen Bereich, in dem man sehr wenig oberflächenversiegelte Bereiche findet.

Bäume, Sträucher und Wildblumenstreifen mit Bienenkästen, Vogelhäuser, Nistkästen ergeben ein Gesamtbild, welches sehr gelungen mit den Gräbern kombiniert ist.

Ganz besonders fand ich auch dies:

Ermöglicht es doch, auch seinen Angehörigen zu gedenken, die weit ab beerdigt sind.

Auch ein gerne in unserer heutigen Zeit vergessenes Thema wird einem vor Augen geführt:

Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!

Ahnenreise

Den Toten zum Gedenken, den Lebenden zur Mahnung

Heute habe ich meinen Opa, den ich nie kennengelernt habe, besucht. Wobei er sicher nicht dort beerdigt ist, sondern irgendwo im Osten seine letzte Ruhestätte gefunden hat.

1906 geboren und 1943 „im Krieg geblieben“ – damals war sein Sohn, mein Vater, gerade mal 3 Jahre und hat sicher keine Erinnerungen an Ihn.

Bis vor 5 Jahren wusste ich noch nicht einmal, das es dort einen Grabstein von Ihm gibt. In der Regel findet man ja meist irgendwo eine größere Gedenktafel auf denen die „Söhne der Stadt“ verewigt sind.

Die Sterne sind nicht immer da

Es kommt ein Morgenrot.

Doch der Soldat, so wie er’s gelernt

Zieht in den Heldentod.

Legende vom toten Soldaten – Bertolt Brecht

Vergänglichkeit

tagtäglich um uns herum

Wer aufmerksam durch unsere Welt geht, wird überall den Kreislauf der Natur und damit die Vergänglichkeit sehen können.

Sei es der Tag der endet und die Nacht beginnt, die durch den Sonnenaufgang wiederum beendet wird. Sei es der Baum, der irgendwann stirbt und dessen Überreste Tieren als Behausung und Nahrung gibt und somit neues Leden spendet.

Man muss nur bewusst und mit offenen Augen durch unsere Welt gehen, dann sieht man das Wirken des Todes und damit gleichzeitig das Leben.

Im übertragenden Sinne ist ein Wald nicht nur ein Lebensraum, sondern gleichzeitig ein Friedhof – gefüllt mit Leben.

Und mit diesem Gedanken sollten wir unsere jetzigen Friedhöfe mit Leben füllen – sie auch zu einer Stätte der Begegnung machen.

Hierzu fällt mir noch eine Geschichte von dem Pfarrer ein, der Marcel beerdigt hat. Einige Zeit später trafen wir Ihn bei der Besprechung der Beerdigung unseres Vermieters. Da meine Frau schwanger war, sagte er spontan, als er es sah:

„Ich sehe mit Freuden auf Ihren Bauch.“

Etwas später sprach er uns darauf an und entschuldigte sich fast dafür, da es ja gleichzeitig um die Beerdigung ging.

Das Leben gehört zum Tod, wie der Tod zum Leben.

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