Ein Leichenwagen und seine Erlebnisse

Kategorie: Die Lady Leiche (Seite 2 von 3)

Kleiner Jahresrückblick

Was für ein Jahr…

Nebulös das Ganze

Die diesjährige Reisezeit begann schon im Januar mit einem Trip an die Mosel, über den ich hier schon ausführlich berichtet hatte.

Azrael an der Stadtkirche in Bayreuth

Anfang März ging es dann für einen Kurztrip nach Bayreuth.

Nicht nur die Stadtkirche musste für ein Shooting herhalten, selbstverständlich auch das Festspielhaus.

Bei einem Abstecher nach Kulmbach haben wir dann auch die Plassenburg besucht.

Leichentreff am Südfriedhof

Das DUO am Südfriedhof

An Pfingsten ging es dann nach Leipzig um mit über 30 (!) Leichenwagen im Konvoi an den Südfriedhof zu fahren. Ein tolles Video dazu gibt es auf YouTube.

Für 2023 steht der Termin schon fix im Kalender – ob die Lady Leiche wieder dabei sein wird, steht leider noch nicht endgültig fest. Aber merkt Euch schon mal den 27. Mai 2023 vor – Pfingstsamstag – Azrael wird auf jeden Fall dort sein!

Trio on Tour

Schon eine Woche später ging es dann im Trio Richtung Wesel zu einem kleinen Treffen unter Schwarzfahrern.

Nachdem Azrael nicht mit auf das Amphi nach Köln durfte, musste es eine Woche später Hildesheim sein.

Mera Luna 2022

Damit war ein verrückter August eingeläutet, denn keine 14 Tage später sollte das DUO eine 1.500 Kilometer-Tour starten.

Allein auf weiter Flur

Die große Tour

Eine Leiche kommt selten alleine…
Familientreffen

Zuerst bis nach Guben ins Plastinarium und dann über Berlin, Wismar und Peenemünde nach Rostock zum großen Leichenwagentreffen.

Vielleicht gelingt es mir noch dieses Jahr das Video zum Treffen fertig zu stellen…

Ende August 2023 findet das Treffen diesmal in Gifhorn statt.

Friedhofsgeflüster

Hauptfriedhof Hanau

Das DUO vor der Trauerhalle auf dem Friedhof in Hanau anlässlich einer Veranstaltung mit der schwarzen Witwe alias Anja Kretschmer bei einem Firedhofsgeflüster.

Am 17. September 2023 findet eine Lesung von Ihr im Rahmen des Tag des Friedhofes in Hanau statt – mal sehen, ob Azrael auch vor Ort ist.

November-Tour

Im November ging es dann nochmal in den Norden, erst in die Nähe von Cloppenburg, dann nach Duisburg und gleich im Anschluß nach Stade.

KZ Börgermoor
Industrial Shooting

Diese Tour führte auch in die Sargschmiede zu Ina Merz. Ein sehr bewegender Besuch, der sicher nicht der Letzte gewesen sein wird. Sie hat wunderschöne Urnen und Särge, die auch nach Vorlage oder Euren Wünschen gestaltet werden können. https://www.sargschmiede.de/

Alles in allem ein sehr bewegendes Jahr, mit vielen intensiven Eindrücken, bewegenden Gesprächen und tollen Menschen – und wann sehen wir uns in 2023?

1.500 Meilen – zwei Leichenwagen – 12 Tage

(3) Die Anreise – zweiter Tag

Wir befanden uns immer noch auf der Anreise zu unserem ersten Hauptziel – das Plastinarium in Guben und der Veranstaltung von Anja:

Scientia mortuorum – Von der Wissenschaft der Toten Vol. V – 20. August 2022

Von Torgau aus ging es nun durch den Spreewald nach Guben. Schließlich wollten wir nicht nur stupide mit Tempo 100 über die Autobahn fahren, sondern auch etwas vom “Osten” sehen.

Besonders aufgefallen ist mir hier der Geruch der scheinbar endlosen Kieferwälder, die sich kilometerlang hinzogen. Monokulturen ohne viel Unterholz und Grün. Kein Wunder, dass sich hier Waldbrände so rapide ausbreiten konnten.

Natürlich hatte ich auch wieder einen Zwischenstopp eingeplant, etwa eine halbe Stunde vor Guben:

Parkplatz Jamlitz
Zwischenstopp bei Jamlitz

Der Weg zu diesem Zwischenstopp führte zwischen kleinen Häusern zu einem Waldrand, wir meinten fast, uns verfahren zu haben.

Das KZ Lieberose

1944 wurde dieses Außenlager des KZ Sachsenhausen errichtet, Schätzungen gehen von bis zu 10.000 Menschen aus 12 europäischen Ländern aus, die in diesem Lager inhaftiert waren. Von Ihnen überlebten vermutlich weniger als 400.

KZ Lieberose
Speziallager Nr. 6

Speziallager Nr. 6

Nach 1945 wurde das Gelände zum Speziallager Nr. 6 des sowjetischen Geheimdienstes NKWD – auch hier wurden rund 10.300 Menschen inhaftiert, von denen in zwei Jahren laut der russischen Totenlisten 3.380 umgekommen sind, andere Schätzungen gehen von etwa 5.000 Toten aus.

Einer der bekanntesten Inhaftierten war Gustav Gründgens.

1947 wurde dieses Lager aufgelöst und auf dem Gelände wurden kleinere Wohnhäuser errichtet.

Ich denke, es gibt kaum einen Ort, der die barbarischen Machenschaften von totalitären Regimen zeigt, wie diesen. Eine „Spielwiese“ der Bestie Mensch, beschämend und erschreckend zugleich.

Gedenken

Der Todesmarsch der KZ Häftlinge

(Die nachfolgenden kursiven Texte stammen von den Tafeln an der Gedenkstätte)

…Am 31. Januar 1945 erhielt die Führung des KZ-Außenlagers Lieberose den Befehl zur Evakuierung des Lagers. Wer nicht marschieren konnte, sollte ermordet werden. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich noch etwa 3500 Häftlinge im Lager.

Zunächst ließ die SS rund 700 Häftlinge in Güterwaggons nach Sachsenhausen zur Vernichtung abtransportieren. Für etwa 1600 Häftlinge begann am Vormittag des 2. Februar 1945 der Todesmarsch nach Sachsenhausen….

…Die Häftlinge marschierten täglich bis zu 30 Kilometer. Am 9. Februar erreichten sie das KZ-Außenlager Falkensee. Von dort brachte die SS sie in den nächsten Tagen in Lastwagen und mit der S-Bahn in das Hauptlager nach Sachsenhausen, wo man insgesamt 1342 Häftlinge als Zugänge aus Lieberose registrierte, davon 1185 Juden. Etwa 250 Häftlinge überlebten den Todesmarsch von Lieberose nicht. Weitere 400 tötete die SS in der Station Z. Der größte Teil der Häftlinge aus Lieberose kam noch im Februar 1945 auf Transport in das KZ Mauthausen….

…Unmittelbar nach dem Abmarsch der Häftlingskolonne, begannen SS-Angehörige die etwa 1200 im Lager verbliebenen kranken und für den Marsch als zu schwach befundenen Häftlinge zu ermorden. Die Erschießungsaktion fand bei den Schonungsblocks und der Revierbaracke statt. Die Täter schossen mit Maschinengewehren auf die Häftlinge, die um die Baracken getrieben wurden. Andere wurden durch gezielte Genickschüsse getötet…

…Eine Kiesgrube bei Staakow wurde zum Massengrab für 589 Leichen. Ein Kommando von Häftlingen musste die Leichen auf- und abladen. Anschließend wurden sie als unerwünschte Zeugen ebenfalls ermordet….

Eine Geste der Erinnerung

Da wir das KZ Sachsenhausen ebenfalls noch besuchen wollten, entschloß ich mich spontan einen Stein von hier mitzunehmen und dort niederzulegen.

Auch ein Stück deutsche Geschichte

…Über die sowjetischen Lager zu sprechen, war in der SBZ/DDR ein Tabu; auch die Uberlebenden mussten schweigen. Offiziell wurden die Speziallager in Ostdeutschland als Umerziehungslager für NS-Verbrecher gerechtfertigt. Während in Westdeutschland Opferverbände entstanden, die die Speziallager als rote Konzentrationslager bekannt machten, erwähnten erstmals 1957 zwei Jamlitzer Bürger das Internierungslager in einer Publikation. Ein offizielles Erinnern und Trauern um die Toten aber war erst mit dem Zusammenbruch der kommunistischen Staaten möglich. Überlebende wiesen 1990 auf die Lage der Massengräber hin, wodurch im April 1990 erstmals ein Massengrab geöffnet und die gefundenen Gebeine exhumiert werden konnten….

AzraelsReisen steht auch für #gegendasvergessen und #niewieder

Bewegt und erschüttert verliesen wir diesen Ort des Grauens.

1.500 Meilen – zwei Leichenwagen – 12 Tage

(2) Die Anreise – zweiter Tag

Immer noch beeindruckt von Buchenwald fuhren wir weiter zu unserem heutigen Tagesziel – Leipzig.

Bergbau-Technik-Park

Wer sich über die A38 Leipzig nähert, wird dieses Bild kennen. Rund um Leipzig wurde lange Zeit Kohle im Tagebau abgebaut.

Heute sind eine Vielzahl der Gruben renaturiert und mit Wasser gefüllt, dienen so als Naherholungsgebiet.

Für mich ist dieser „Absetzer“ ein Zeichen, dass ich bald angekommen bin – ist ein kleines bisschen wie „heimkommen“ – ihr kennt sicher solche Landmarken, bei denen Ihr wisst, das es nicht mehr lange „nach Hause“ ist.

Scheibe defekt?

Fast hätte uns die Lady Leiche schon am ersten Tag einen Strich durch die Reiseplanung gemacht. Die Elektrik zeigte leider immer wieder unerklärliche Aussetzer, meist in Verbindung mit dem Fußschalter zur Steuerung des Fern- bzw. Abblendlichtes.

Dies führte auch dazu, dass die Innenbeleuchtung und die elektrischen Fensterheber zeitweise nicht funktionierten.

Das es angefangen hatte zu Regnen, musste also eine Abdeckung für das geöffnete Fenster her und damit Niemand die Tür öffnen konnte, wurde Azrael press an die Dame geparkt.

Image a trois

Ein weiterer Engel…

Da wir in diesem Zustand nicht weiterfahren wollten, holten wir neben Azrael einen weiteren Engel.

Wie es natürlich in solchen Momenten üblich ist, zeigte sich die Dame von Ihrer besten Seite und funktionierte einwandfrei…

Zumindest konnten wir die Ursache etwas eingrenzen – ein Massefehler an einem der Hauptkabel in Verbindung mit dem Licht kam als Verursacher in Frage.

So entschlossen wir uns, die Reise fortzusetzen – mit der Einschränkung, eben dieses Licht nicht zu betätigen und nur Tagsüber zu fahren.

Und weiter nach Guben

So starteten wir in den zweiten Tag mit etwas Verspätung. Die heutige Route sollte jedoch nur 3 Stunden dauern (ca. 220 km), so dass wir noch ein, zwei Zwischenstopps eingeplant hatten.

Schloss Hartenfels

Der erste Zwischenstopp war in Torgau geplant. Das dortige Schloss könnte ja als Hintergrundkulisse für ein Shooting dienen…

Vor Ort zeigte sich, dass es zwar grundsätzlich möglich war, Azrael vor der Kulisse des Schlosses zu platzieren. Aufgrund der Unübersichtlichkeit der Stelle entschied ich mich jedoch dagegen.

Torgau

Am 25. April 1945 trafen sich sowjetische und US-amerikanische Truppen hier an der Elbe. Dieser Tag wird heute als „Elbe Day“ gefeiert.

Bei unserem kurzen Spaziergang am Schloss entdeckten wir dann auch das sowjetische Denkmal anlässlich des Zusammentreffens.

Denkmal am Schloss

Beim Lesen dieser Zeilen überkam mich ein fader Beigeschmack.

Ich bin hier etwas Zwiegespalten, ob solche Denkmäler insbesondere vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine Bestand haben sollten – andererseits ist dies ein Stück Geschichte – deutsche Geschichte.

Wäre es nicht fast so, als ob man Bücher verbrennen würde?

Leider gibt es heutzutage meist keine sachliche Diskussion über den Umgang mit Geschichte und Ihren Hinterlassenschaften – meist gibt es nur ein Schwarz oder Weiß und es kommt einem so vor, als ginge es nicht um die Sache, sondern nur darum, wer Recht hat.

Wir haben heute in unserer Demokratie so viele Möglichkeiten, Aussagen auf Ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen. Wir sind frei, Behauptungen zu Hinterfragen, uns unsere eigne Meinung zu bilden und unseren eigenen Standpunkt jederzeit zu prüfen.

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