Ein Leichenwagen und seine Erlebnisse

Schlagwort: Trauer (Seite 2 von 5)

Lebenszeichen

Real Life

Schon wieder ist einige Zeit vergangen, seitdem ich hier etwas geschrieben habe.

Insbesondere vor dem Hintergrund des täglichen Sterbens in der Ukraine und der damit verbundenen rasanten Veränderungen ehemals für unmöglich gehaltener Entwicklungen ist das Leben noch komplexer geworden.

Vieles erscheint nebensächlich und gleichzeitig sinnlos.

Es herrscht Krieg in Europa.

Menschen sterben, Menschen werden ermordet während sie mit dem Fahrrad eine Straße entlang fahren, bleiben tagelang irgendwo liegen oder werden irgendwo einfach verscharrt.

Würdevoller Abschied

Wie soll in einer solchen Umgebung ein würdevoller Abschied möglich sein?

Es ist ja noch nicht einmal möglich, überhaupt Abschied zu nehmen, da man nicht weiß, wie es seinen Lieben, seinen Angehörigen geht.

Man Selbst ist auf der Flucht oder ist geflüchtet oder lebt schon seit Wochen irgendwo in einem Keller oder U-Bahn.

Vielleicht erfährt man irgendwann vom Tod des Bruders, Vaters, der Mutter, des Nachbarns, einer Freundin…

Trauer

Und dann gibt es da aber keinen Ort an dem man Blumen niederlegen könnte, denn es gibt kein Grab.

Vielleicht ist da lediglich ein großer Trümmerhaufen oder ein Massengrab.

Wer weiß das schon?

In stillem Gedenken an all die Toten der unzähligen Kriege in der Geschichte der Menschheit

endlich. – ein Buch…

Über Trauer reden

Das Buch

Auf dieses Buch – welches erst vor kurzem erschienen ist – bin ich zufällig gestoßen . Es scheint fast, als ob ich dieses Buch lesen sollte.

Wir müssen unsere Trauer als das erkennen, was sie ist, sie annehmen und uns mit ihr arrangieren – wie seltsam, wie fehl am Platz sie uns auch zunächst erscheinen mag. Und wie wenig sie gerade in unser Leben passt.

Aus „endlich.“

Ich habe über 20 Jahre gebraucht, um meine Trauer um meinen Sohn anzunehmen und irgendwie bin ich immer noch dabei, mich mit meiner Trauer zu arrangieren…

Ja, Trauer passt nicht in unser Leben, genauso wenig wie der Tod. Und doch ist gerade „er“ eine feste Größe im Leben und die Trauer ist seine stille Begleiterin.

Die beiden Autorinnen beschreiben anhand Ihrer eignen Erfahrungen, wie das so ist – mit der Trauer, der Akzeptanz, des Arrangements damit.

Leben gerät aus der Spur, nur ein bisschen, als wäre mein Rad in eine schmale Rille direkt daneben gerutscht, als würde mein Gehirn das Bild von meinem linken und meinem rechten Auge nicht ganz übereinanderlegen. Zwei Schattenumrisse der nebeneinander geratenen Welt.

Aus „endlich.“

Diese Worte beschreiben sehr gut dieses Gefühl, welches ich in mir trage – dieses „allesisteinkleinwenigausdenfugengeraten“, dieser kleine, blinde Punkt im Sichtfeld des Lebens, seit…

…seit damals.

Doch sie beschreiben nicht nur, sie erzählen nicht nur – sie zeigen auch Möglichkeiten auf, Möglichkeiten, sich zu arrangieren mit der Trauer.

Jede:r darf, muss, kann seinen individuellen, seinen persönlichen Weg gehen, mit dem Tod, mit der Trauer umzugehen.

Und mit der Liebe, die randvoll in einem überschwappt und nicht weiß, wo sie hin soll – diese unfaßbare Menge an Gefühl, welche mit der Trauer einhergeht…

Die Liebe ist überall, wo wir dem Tod begegnen: in den Inschriften von Grabsteinen, Gruften und Steinplatten. In den Blumen, den Kerzen, den Kuscheltieren, die dort abgelegt werden, wo jemand gestorben ist.

Aus „endlich.“

Unsere Gesellschaft grenzt den Tod und die Trauer aus. Brandmarkt Trauernde mit der unerbittlichen Brutalität unserer heutigen „modernen“ Zeit.

Das Buch zeigt auch, das zwar der Tod alle gleich macht, jedoch nicht die Art und Weise, wie wir bestattet werden, wie wir die „letzte Reise“ antreten.

Wir müssen als Gesellschaft Mittel und Wege gegen die Ungleichheit im Tod finden. Jeder Mensch hat das Recht auf eine schöne Bestattung – und jede:r Zugehörige:r das Recht auf Trauer.

Aus „endlich.“

Dieses Buch holt das Thema Trauer wieder dorthin zurück, wo es hingehört – genauso wie den Tod – in die Mitte unserer Gesellschaft.

Doch nicht nur das – das Buch endet mit

Sieben Forderungen für Trauer in einer modernen Gesellschaft

die ich nur unterstreichen kann.

Es ist an der Zeit für eine neue (und alte) Trauerkultur!

Wir müssen uns die Toten zurückholen. Erst, wenn sie wieder in unserer Mitte sind, kann die Trauer es auch sein. Wir brauchen eine Umgebung, die das Fühlen zulässt!

Aus „endlich.“

Lasst uns reden! Über Trauer reden!

#staytuned

Herbst

Der Beginn der dunklen Jahreszeit

Grableuchte

Tag- und Nachtgleiche

Ich weiß nicht, wie es Euch geht. Spätestens mit dem ersten Morgennebel, den sternenklaren und kalten Nächten und mit der Tag- und Nachtgleiche (dieses Jahr am 22. Sept.) beginnt für mich die dunkle Jahreszeit.

Die Weizenfelder sind schon lange geerntet, die Kartoffel- und Zuckerrübenernte hat begonnen. Im Wald verfärben sich die ersten Blätter.

Um 20 Uhr ist es meist schon dunkel…

Kerzenschein

In den Läden wird schon eifrig Weihnachtsware angeboten. Überall werden Kerzen und Grabgestecke präsentiert und der Kürbis feiert Hochsaison.

Mit Beginn des Oktobers und den ersten Frostnächten und Herbststürmen bemerkt auch der Unsensibelste, dass sich Grenzen verschieben, Tore, die das ganze Jahr verschlossen sind, beginnen sich langsam zu öffen.

Halloween oder Samhain

Es ranken sich viele Geschichten um den Ursprung von Halloween oder Samhain, genauso, wie Allerheiligen (01. November) mit Samhain in Verbindung gebracht wird.

Für mich ist diese Nacht vom 31. Oktober auf den 01. November tatsächlich eine besondere Nacht. Denn ich fühle, dass tatsächlich irgendetwas da draußen vorgeht.

In manchen Jahren mal mehr, in anderen mal weniger.

Andenken

Eines mache ich aber immer in dieser Nacht. Ich stelle Kerzen im Garten auf.

Mit diesem Ritual gedenke ich den Toten. Zeige Ihnen, das Sie nicht vergessen sind. Halte die Erinnerung an Sie am Leben und ehre Sie.

Der Mensch ist erst wirklich tot, wenn niemand mehr an ihn denkt.

Bertolt Brecht

Allen, die Trauern, die vielleicht in diesem Jahr einen geliebten Menschen verloren haben, möchte ich in dieser Zeit mitgeben – Ihr seid nicht allein, wir sind nicht allein.

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