Ein Leichenwagen und seine Erlebnisse

Schlagwort: Mosel (Seite 2 von 3)

Exkursionen 2022 – Mosel 7

River of Life (7)

Mitten im Wald

Nachdem wir den ersten Tag mit einer warmen Suppe im ehemaligen Kloster Machern beendet hatten, begannen wir den zweiten Tag direkt gegenüber des Klosters in Zeltingen.

Der kleine Ort befindet sich unterhalb der Hochmoselbrücke. Von hier aus ging es in mehreren Schleifen hoch in die Weinberge.

Auch hier wieder die Frage, wie weit können wir fahren und wo ist der Friedhof?

Der neue jüdische Friedhof

Zwei Friedhöfe

In Zeltingen gab/gibt es zwei jüdische Friedhöfe – den alten Friedhof, mit 6 erhaltenen Grabsteinen wurde bis 1876 genutzt, der neue jüdische Friedhof hat etwa 65 Grabsteine und wurde bis in die späten 30er Jahre genutzt.

Beide Friedhöfe wurden gemeinsam von den Juden in Zeltingen und Rachtig genutzt.

1939 verlies der letzte jüdische Mitbürger die Gemeinde.

Wir waren auf der Suche nach dem neuen jüdischen Friedhof, etwa 160 Meter oberhalb des Ortes in einem Waldstück gelegen, unweit der B 50.

Blick vom alten Friedhofsteil auf den neuen Teil

Da es in der Nacht frostig gewesen war, tropfte es um uns herum ständig herab.

Wassertropfen

Im unteren Bereich des Friedhofes sind etwa 60 Grabsteine zu finden, der älteste von 1876, außerhalb der Friedhofsmauer befindet sich der neue Teil des Friedhofes, ca. 1927 errichtet mit 5 Grabstätten.

Der neue Teil des Friedhofes

Es war ein gelungener Auftakt des zweiten Tages – allein diese Ruhestätte war die Reise wert.

Spuren des Frostes

In Gedenken an die während der Nazi-Zeit umgekommenen Juden aus Zeltingen und Rachtig:

Alfred Bach (1882), Ella Bach geb. Bach (1868), Gutella (Gudella) Ermann geb. Bach (1858), Rosa Grünhut geb. Marx (1876), Rosa Herz geb. Ermann (1879), Rosa Herz geb. Ermann (1879), Hedwig Hirsch geb. Bach (1869), Ludwig Kaufmann (1865), Sibilla Kaufmann (1874), Sophie Löb geb. Ermann (1880), Oskar Schömann (1891), Amalie Spanier geb. Kaufmann (1871), Klothilde Grünhut (1915), Rosa Grünhut geb. Marx (1876), Hedwig Heilberg geb. Marx (1905), Babette Irma Höflich geb. Marx (1906)*, Pauline Levy geb. Marx (1886), Daniel Marx (1869), Eduard Marx (1877), Gottfried Marx (1881), Leo Marx (1915), Klothilde Marx (1915), Lion Marx (1876), Karl Moser (1882; geboren als Nathan Moses); Betty Tobias geb. Marx (1905), Jakob Wendel (1855)

Quelle: http://www.alemannia-judaica.de/

#staytuned #gegendasvergessen

Exkursionen 2022 – Mosel 6

River of Life (6)

Sind wir richtig?

Wie bei vielen jüdischen Friedhöfen liegt der jüdische Friedhof außerhalb der Ortschaft Wittlich.

Und so stellte sich auch hier wieder die Frage „Sind wir richtig?“

Dank eines Hinweisschildes und einer Schranke, wurde uns die Wahl des Fortbewegungsmittels abgenommen und die Richtung vorgegeben.

Liegt dort das Ziel?

Seltsam im Nebel zu wandern

Hermann Hesse musste ähnliche Witterungsbedingungen gehabt haben, als er sein bekanntes Gedicht „Im Nebel“ schrieb.

Das muss er sein

Mit seinen 162 Grabsteinen ist dieser Friedhof einer der größten in der Umgebung. Er wurde um 1670 angelegt, belegt unter anderem durch zwei Grabsteine aus dem Jahr 1672 (!).

verschlossen

Da der Friedhof in den vergangenen Jahren mehrfach geschändet wurde – unter anderem 1987, als 111 der Grabsteine von drei jungen Männern umgeworfen wurde – ist er abgeschlossen und nur durch Hinterlegung eines Pfandes erhält man den Schlüssel bei der Stadt.

Blick von außen

Mit einer Drohne?

Ich habe vollstes Verständnis für diese Maßnahmen zum Schutz solcher Friedhöfe und sicher werde ich bei einem weiterem Besuch in dieser Region mir den Schlüssel holen.

Gleichzeitig dachte ich mir, wenn ich jetzt eine Drohne hätte…

Wer mich kennt, kann sich vorstellen, dass mich diese Option durchaus begeistert und ich finde die Idee, in solchen Fällen eine Drohne zu nutzen, gar nicht so abwegig.

Kann man doch so etwas fotografieren und dokumentieren, ohne eine solche Stätte betreten zu müssen und dabei vielleicht etwas unabsichtlich zu beschädigen.

Stumme Zeitzeugen

Hoffentlich bleibt uns dieser stumme Zeitzeuge noch lange Zeit erhalten!

#staytuned #gegendasvergessen

Exkursionen 2022 – Mosel 3

River of Life (3)

Friedhof im Nebel

Nun ging es also richtig in die Weinberge, verbunden mit der bangen Frage, welche ich mir in den nächsten beiden Tagen immer wieder stellen würde:

Komme ich mit Azrael wieder heil auf die Straße zurück?

Schließlich ist Azrael ja kein Kleinwagen!

Alleine sein Leergewicht von über 2 Tonnen – um genau zu sein 2.220 KG – galt es im Ernstfall irgendwie von der Stelle zu bewegen.

Und das mit einem Hinterachsantrieb ohne viel Gewicht auf der Hinterachse, denn der Sargraum ist ja leer.

Und einem 3 (!) Gang Automatikgetriebe an einem 5 Liter Hubraum Motorblock.

Jede Wegbiegung, jede Kurve, jede Engstelle bedeutete auch, mit einem 5,75 Meter langem und 1,98 Meter breitem Gefährt so zu fahren, dass man auf dem möglichst befestigten Weg blieb.

Und – wie bereits erwähnt – mit einer Rundumsicht, die an der Schulter des Fahrers endet – auf beiden Seiten.

OK – während meines Zivildienstes mit einem Lang-Hoch hatte ich ja Erfahrung gesammelt – damals.

Damals, als ich unter anderem eine Fertiggarage und das Auto einer Begleitperson „leicht“ touchiert hatte…

Das Ettapenziel

Das ging mir im Kopf herum, während wir tiefer in die Weinberge vordrangen.

Erster Stop an einer Kuppe und geschaut, was dahinter lag – es lag nichts dahinter, sondern es kam etwas – ein Baustellen LKW.

Dem galt es Platz zu machen – gleichzeitig der beruhigende Gedanke – wenn der da lang fährt, dann Azrael erst Recht!

Der Eingang

Keine 200 Meter lag er dann vor uns, der kleine Friedhof.:

Blick Hangaufwärts

Bei klarem Wetter mussten man von hier einen wunderbaren Blick auf die Mosel haben. Jetzt im Nebel war es eine gespenstische Szenerie.

Das Tor

Und auch hier die Frage – ist offen?

Durchblick
Spuren der Zeit

Er war offen! Und wir hielten Inne, ließen die Magie dieses Ortes wirken. Gedachten der Toten, dem Schicksal dieser Menschen, deren Lebensspuren hier endeten.

Gesamtansicht

Insgesamt 17 Grabsteine sind hier zu finden, die letzte Beerdigung fand hier 1934 statt.

1933 lebten noch 25 jüdische Mitbürger in Kröv, danach verließen diese den Ort – 10 Menschen starben in den Vernichtungslagern der Nazis. (Quelle Webseite der Alemannia Judaica)

#staytuned #gegendasvergessen

« Ältere Beiträge Neuere Beiträge »

© 2025 Azraels Reisen

Theme von Anders NorénHoch ↑

Cookie Consent Banner von Real Cookie Banner