Ein Leichenwagen und seine Erlebnisse

Schlagwort: Trauer (Seite 3 von 5)

Herbst

Der Beginn der dunklen Jahreszeit

Grableuchte

Tag- und Nachtgleiche

Ich weiß nicht, wie es Euch geht. Spätestens mit dem ersten Morgennebel, den sternenklaren und kalten Nächten und mit der Tag- und Nachtgleiche (dieses Jahr am 22. Sept.) beginnt für mich die dunkle Jahreszeit.

Die Weizenfelder sind schon lange geerntet, die Kartoffel- und Zuckerrübenernte hat begonnen. Im Wald verfärben sich die ersten Blätter.

Um 20 Uhr ist es meist schon dunkel…

Kerzenschein

In den Läden wird schon eifrig Weihnachtsware angeboten. Überall werden Kerzen und Grabgestecke präsentiert und der Kürbis feiert Hochsaison.

Mit Beginn des Oktobers und den ersten Frostnächten und Herbststürmen bemerkt auch der Unsensibelste, dass sich Grenzen verschieben, Tore, die das ganze Jahr verschlossen sind, beginnen sich langsam zu öffen.

Halloween oder Samhain

Es ranken sich viele Geschichten um den Ursprung von Halloween oder Samhain, genauso, wie Allerheiligen (01. November) mit Samhain in Verbindung gebracht wird.

Für mich ist diese Nacht vom 31. Oktober auf den 01. November tatsächlich eine besondere Nacht. Denn ich fühle, dass tatsächlich irgendetwas da draußen vorgeht.

In manchen Jahren mal mehr, in anderen mal weniger.

Andenken

Eines mache ich aber immer in dieser Nacht. Ich stelle Kerzen im Garten auf.

Mit diesem Ritual gedenke ich den Toten. Zeige Ihnen, das Sie nicht vergessen sind. Halte die Erinnerung an Sie am Leben und ehre Sie.

Der Mensch ist erst wirklich tot, wenn niemand mehr an ihn denkt.

Bertolt Brecht

Allen, die Trauern, die vielleicht in diesem Jahr einen geliebten Menschen verloren haben, möchte ich in dieser Zeit mitgeben – Ihr seid nicht allein, wir sind nicht allein.

Denkanstoß (3)

Kein Vater sollte sein Kind zu Grabe tragen

Wir hatten einer Obduktion zugestimmt, aber die lieferte auch keine Hinweise auf die Ursache für seinen Tod.

Warum?

Wie oft habe ich mir diese Frage gestellt, immer und immer wieder.

Letztendlich musste ich mich damit abfinden, auf diese Frage keine Antwort zu erhalten. Hat lange gedauert…

Als wir im Beerdigungsinstitut die Trauerzeremonie besprachen, fragte mich die Bestatterin, ob ich den meinen Sohn von der Trauerhalle bis ans Grab tragen wolle.

Heute bin ich für diese Frage dankbar und ein Klein wenig ärgere ich mich darüber, das ich damals nicht ja gesagt habe. Damals schossen mir andere Gedanken durch den Kopf.

Ich glaube die erste Empfindung war eine Mischung aus Empörung und Unglaube, im zweiten Takt, die Befürchtung unterwegs zu stolpern oder die Kraft zu verlieren. Und im dritten Moment auch, das ich ja dann meine Frau nicht begleiten könnte.

Männer! Beschützer… ja, ich glaube so ein bisschen Ego hat da auch eine Rolle gespielt.

Und dann – ja dann kam die Leere – dieses unendliche Nichts, was irgendwie gefüllt werden musste. Mit Aktivität, mit „das Leben geht weiter“, mit Arbeiten gehen, mit „Über-„Leben.

Ganz ehrlich – BESCHEUERT!

Doch wie trauert man(n) (in dieser Gesellschaft)?

Wie ist das mit unserer westlichen Trauerkultur?

Lassen wir heutzutage Trauer zu?

Hört mal in Euch rein, denkt mal über Trauer(rituale), die ihr kennt, nach?

Denkanstoß (2)

Kein Vater sollte sein Kind zu Grabe tragen

Pippin:

„Ich hätte nicht gedacht, dass es so endet …“

Gandalf:

„Endet? … Nein, hier endet die Reise nicht. Der Tod ist nur ein weiterer Weg, einer, den wir alle gehen müssen. Der graue Regenvorhang dieser Welt wird zurückgezogen und alles verwandelt sich in silbernes Glas … Und dann siehst du es …“

Pippin:

„Was, Gandalf? Was sehe ich?“

Gandalf:

„Weiße Strände … und dahinter ein fernes grünes Land hinter einer rasch aufgehenden Sonne.“

Pippin:

„Na, dann ist es doch nicht so schlimm …“

Gandalf:

„Nein, das ist es nicht …“

aus „Herr der Ringe (Film), Tolkien

Wie kann etwas enden, das noch nicht einmal begonnen hat?

Ich weiß, das es schwer vorstellbar ist, doch versucht es einmal. Versucht Euch vorzustellen, wie das wäre, wenn Ihr für etwas über einen längeren Zeitraum Vorbereitungen trefft, Einkäufe tätig, Eure Wohnung umgestaltet, für den Moment, an dem ein neuer Erdbürger zu Euch nach Hause kommen soll und dann…

Wir waren Abends noch bei Verwandten gewesen und alles war in Ordnung. In der Nacht ging es meiner Frau schlechter und wir fuhren ins Krankenhaus. Meine Frau hatte Fieber und Schüttelfrost, von einem Moment zum Nächsten.

Nach einiger Zeit normalisierte sich Ihr Zustand, die Herztöne des Kleinen waren normal und sie kam auf Station und ich fuhr relativ beruhigt nach Hause, um am nächsten Morgen wieder ins Krankenhaus zu fahren.

Dann klingelte das Telefon und die Hebamme bat mich, ins Krankenhaus zu kommen. Erst auf Nachfrage teilte Sie mir mit, dass keine Herztöne mehr vorhanden seien…

Dort angekommen wurde die Geburt eingeleitet und mein Sohn kam auf diese Welt.

Ich bin so froh und Dankbar, das mir damals meine Frau meinen Sohn einfach in den Arm gelegt hat. Denn ich war zu diesem Zeitpunkt mit einer solchen Flut von Emotionen – auch Wut auf Ihn – erfüllt…

In den Tagen danach war ich dann mit Überleben, mit der Organisation und mit der Trauer meiner Frau beschäftigt, so das ich meine Trauer gar nicht zulassen konnte.

Der Mann hatte ja eine Aufgabe – „jagen gehen“ …

Ich kann es nur immer wieder sagen:

Männer, schämt Euch Eurer Tränen nicht! Lasst den Schmerz zu! Denn, um es mit den Worten von ASP zu sagen:

„Nur wer sich öffnet für den Schmerz, lässt auch die Liebe mit hinein“

Matthias Ambre / Alexander Spreng

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