Ein Leichenwagen und seine Erlebnisse

Kategorie: Reisen (Seite 5 von 25)

Reiseberichte außerhalb von Friedhöfen

Exkursionen 2022 – Mosel 5

River of Life (5)

Ehemalige Synagoge

Nächste Etappe – Wittlich

Als nächstes Ziel hatten wir uns Wittlich ausgesucht, ein Ort etwas von der Mosel entfernt. Dort gab es gleich zwei Punkte, die wir besuchen wollten.

Die Synagoge in Wittlich ist heute eine Kultur und Tagungsstätte und beherbergt eine Dauerausstellung über das jüdische Leben in Wittlich.

Ursprünglich wurde dieses Gebäude Anfang des 19. Jahrhunderts erbaut und 1910 eingeweiht.

Wie in so vielen jüdische Gotteshäusern wütete der rechte Mob auch hier in der Reichsprogromnacht 1938. Bis 1942 waren alle ca. 250 jüdischen Mitbürger:innen aus Wittlich vertrieben, in diesem Jahr fand die letzte Deportation statt.

Etwa ein Drittel der jüdischen Mitbürger:innen starben in den Konzentrationslagern.

Der Altarbereich

Die Ausstellung befindet sich verteilt auf drei Stockwerken in der Synagoge und zeigt sehr anschaulich mit Bildern und Dokumenten das jüdische Leben in Wittlich.

Beeindruckend

Ich finde es beschämend, das einige, angeblich „Denkende“ heute, unsere Geschichte und Vergangenheit in Frage stellen und so tun, als ob das Leid, das unsere jüdischen Mitbürger:innen erleiden mussten, mit den Beschränkungen der Pandemie vergleichbar wären.

Wer hier von einer Diktatur spricht und sich mit den Millionen Opfern der Nazizeit gleichstellt, hat nichts, aber absolut nichts verstanden!

#staytuned #gegendasvergessen

Exkursionen 2022 – Mosel 4

River of Life (4)

Das nächste Ettapenziel

Das nächste Etappenziel lag keine 10 km entfernt irgendwo im Wald. Zwar half hier die Karte von graphhopper, basierend auf den Daten von OpenStreetMap, sehr. Doch welche Wege führten dort hin?

Überraschung

Wir fuhren also über die Kuppe und wurden von strahlendem Sonnenschein überrascht. Doch genauso schnell, wie die Sonnenstrahlen uns erfreuten, so schnell tauchten wir auch wieder in die dicke Nebelsuppe ein.

Der Eingang

Nachdem wir uns entschlossen, Azrael an Straßenrand auf befestigtem Grund stehen zu lassen, machten wir uns auf den morastigen Weg in Richtung des Friedhofes.

Versteckt im Nebel

Wir entschlossen uns einem schmalen Pfad bergauf zu folgen, der offensichtlich von Tieren intensiv genutzt wurde. Ob wir Wildschweinen begegnen würden?

Gespinstig

Und da lag er vor uns – umgeben von eine Hecke, mitten im Wald.

Ein besonderer Ort

Grabsteine

Die Stille des Waldes umfing uns.

Auffallend war, dass die Spuren des Wilds zwar bis und um den Friedhof führten, aber auf diesem Selbst waren außer ein paar Maulwurfshügel keine Tierspuren zu sehen.

Magie

An solchen Orten spüre ich meist eine ganz besondere Magie und es überkommt mich Demut. Hier – an diesem Ort – war ich mir meiner Sterblichkeit so bewusst – Memento mori.

Ein besonderer Augenblick

Gleichzeitig nahm ich mich, mein Leben und meine Umgebung ganz besonders intensiv wahr.

Mächtig

Der Friedhof wurde um 1830 angelegt und etwa 30 Grabsteine sind hier zu finden. Die letzte Bestattung war Ende der 20ziger Jahre im letzten Jahrhundert.

Besonders auffällig war die Grünfärbung mehrerer Grabsteine, die wir anfänglich für Sprühfarbe hielten, Es scheint aber doch eher eine Flechtenart oder ein Pilz zu sein, der besonders in der feuchten Umgebung des Waldes gedeiht.

#staytuned #gegendasvergessen

Exkursionen 2022 – Mosel 3

River of Life (3)

Friedhof im Nebel

Nun ging es also richtig in die Weinberge, verbunden mit der bangen Frage, welche ich mir in den nächsten beiden Tagen immer wieder stellen würde:

Komme ich mit Azrael wieder heil auf die Straße zurück?

Schließlich ist Azrael ja kein Kleinwagen!

Alleine sein Leergewicht von über 2 Tonnen – um genau zu sein 2.220 KG – galt es im Ernstfall irgendwie von der Stelle zu bewegen.

Und das mit einem Hinterachsantrieb ohne viel Gewicht auf der Hinterachse, denn der Sargraum ist ja leer.

Und einem 3 (!) Gang Automatikgetriebe an einem 5 Liter Hubraum Motorblock.

Jede Wegbiegung, jede Kurve, jede Engstelle bedeutete auch, mit einem 5,75 Meter langem und 1,98 Meter breitem Gefährt so zu fahren, dass man auf dem möglichst befestigten Weg blieb.

Und – wie bereits erwähnt – mit einer Rundumsicht, die an der Schulter des Fahrers endet – auf beiden Seiten.

OK – während meines Zivildienstes mit einem Lang-Hoch hatte ich ja Erfahrung gesammelt – damals.

Damals, als ich unter anderem eine Fertiggarage und das Auto einer Begleitperson „leicht“ touchiert hatte…

Das Ettapenziel

Das ging mir im Kopf herum, während wir tiefer in die Weinberge vordrangen.

Erster Stop an einer Kuppe und geschaut, was dahinter lag – es lag nichts dahinter, sondern es kam etwas – ein Baustellen LKW.

Dem galt es Platz zu machen – gleichzeitig der beruhigende Gedanke – wenn der da lang fährt, dann Azrael erst Recht!

Der Eingang

Keine 200 Meter lag er dann vor uns, der kleine Friedhof.:

Blick Hangaufwärts

Bei klarem Wetter mussten man von hier einen wunderbaren Blick auf die Mosel haben. Jetzt im Nebel war es eine gespenstische Szenerie.

Das Tor

Und auch hier die Frage – ist offen?

Durchblick
Spuren der Zeit

Er war offen! Und wir hielten Inne, ließen die Magie dieses Ortes wirken. Gedachten der Toten, dem Schicksal dieser Menschen, deren Lebensspuren hier endeten.

Gesamtansicht

Insgesamt 17 Grabsteine sind hier zu finden, die letzte Beerdigung fand hier 1934 statt.

1933 lebten noch 25 jüdische Mitbürger in Kröv, danach verließen diese den Ort – 10 Menschen starben in den Vernichtungslagern der Nazis. (Quelle Webseite der Alemannia Judaica)

#staytuned #gegendasvergessen

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