Es passiert mir häufig, dass Menschen interessiert, aber auch mit einer gewissen Scheu und auch Abneigung Azrael und mich betrachten. Manch einer bezeichnet es als makaber, mit einem Leichenwagen (der übrigens 27 Jahre im Einsatz war) durch die Gegend zu fahren.

Gleichzeitig werden wir tagtäglich mit dem Tod, mit dem Sterben konfrontiert – Artensterben, Waldsterben, Unfälle, Katastrophen und die Corona-Toten, gepaart mit der täglich konsumierten Menge an Brutalität in Netflix und co. sollten uns doch umgänglicher mit dem Thema Tod gemacht haben?

Oder liegt es daran, das der Tod auf den Bildschirmen, in der Zeitung, im Web ein „virtueller“ Tod ist – nicht greifbar, nicht real, er hat nichts mit uns zu tun?

Der Leichenwagen jedoch, der direkt vor uns steht, ist greifbar, ist ein Synonym für den Tod, für die Vergänglichkeit, für Verlust, Trauer, Schmerz.

Azrael vor dem Illenauer Friedhof

Ich gehe dann meist auf die Menschen zu, lade sie ein, ein Blick in das Innere zu werfen, öffne bereitwillig die Hecktür oder fordere sie auf, sich mal auf den Beifahrersitz zu setzen. Und in den meisten Fällen siegt die Neugier und es ergeben sich nette und interessante Gespräche.

Der Tod ist Bestandteil des Lebens und wir alle sollten lernen, bewusst mit unserer Vergänglichkeit umzugehen.

Vielleicht haben wir Angst oder Unbehagen im Umgang mit dem Tod, weil uns dadurch bewusst wird, dass wir jederzeit, jeden Augenblick einen geliebten Menschen verlieren können?

Und ist Liebe nicht eine der größten und wunderbarsten Emotionen, zu denen wir Menschen fähig sind?

Gedenkstätte für Sternenkinder auf dem Waldfriedhof in Groß-Umstadt