Ein Leichenwagen und seine Erlebnisse

Kategorie: Sternenkinder (Seite 3 von 6)

Sternenkinder, Totgeburten, Kindergräber

Hamburg calling (3)

Sternenkinder (1)

„Hello World“ ist auf diesem Luftballon zu lesen.

Eine freudige Begrüßung für einen neuen Erdenbürger, die ein erschütterndes Ende gefunden hat. Es schnürt mir jedes Mal die Kehle zu und lässt meine Augen feucht werden.

So auch wieder hier, auf dem Friedhof in Ohlsdorf.

Eine kleine Parzelle auf diesem riesigen, weitläufigem Friedhof. Warum, frage ich mich, müssen die Gräber in einem eng umgrenzten Bereich, dicht an dicht gedrängt sein?

Überall kleine Figuren, bemalte Steine, Zeichen der Liebe und Zuneigung und über allem scheint unsichtbar der Stille Schrei der Unfassbarkeit zu schweben.

Jedes Grab erzählt eine Geschichte von Hoffnung, Glaube, Liebe und Tod.

Eine von so vielen Grabanlagen für Kinder und Sternenkinder. Und immer werde ich Sie aufsuchen, auf meinen Reisen, auf AzraelsReisen.

Wien (4)

Babygruppe Wiener Zentralfriedhof

Ganz ehrlich, ich finde den Untertitel schrecklich.

Das ist aber die offizielle Bezeichnung dieses Bereiches auf dem Wiener Zentralfriedhof.

Die von der Stadt Wien zu bestattenden fehlgeborenen Kinder werden feuerbestattet und die Leichenasche anschließend in einer Sammelurne in eine Sammelgrabstelle in der Gruppe 35B nahe des Trauerpavillons in der Babygruppe direkt bestattet. Dies geschieht viermal jährlich (an jedem ersten Freitag im März, Juni, September und Dezember).

Webseite der Friedhöfe Wien

Gruppe 35B

Babyfriedhof

Dieses Schild empfängt einen, wenn man den direkten Weg von Tor 3 zu diesem Gräberfeld wählt.

Es befindet sich ca. 400 Meter vom Tor entfernt auf der rechten Seite des Weges.

Ich für meinen Teil war anfänglich von der Anlage angetan.

Zwischenzeitlich habe ich meine Meinung geändert.

Im Vergleich zu anderen Anlagen und im Hinblick auf die Möglichkeiten auf dem Gelände des Zentralfriedhofes finde ich es sogar beschämend für die Stadt Wien.

Mein Eindruck

Die Anlage ist zwar sehr weitläufig und aufgelockert.

Doch gerade das stört mich bei näherer Betrachtung. Es gibt keine Rückzugsbereiche für Trauernde. Auch der Trauerpavillon bietet hier keinen “Schutz”.

Gerade der Verlust eines Kindes ist ein sehr einschneidendes Erlebnis und viele Familien fühlen sich schuldig am Tod des Kindes.

Die Trauer am Grab des Kindes oder an einem Gedenkstein ist ein sehr intimer Moment. Hier auf diesem Grabfeld ist man “ungeschützt” auf dem Präsentierteller.

Ich heiße dich willkommen –

und gleichzeitig nehme ich in Trauer von dir Abschied

während ich dich in meinen Armen halte.

Dich der mir wohlbekannt war

in der Tiefe meines Herzens

Du bist so wirklich für mich

für die kurzen Momente,

und doch für alle Ewigkeit.

Julie Fritsch

Auch die Beschreibung dieses Bereiches auf der Webseite der Friedhöfe Wien finde ich etwas unglücklich:

https://www.friedhoefewien.at/babygruppe-zentralfriedhof

Wie denkt Ihr darüber?

Denkanstoß (3)

Kein Vater sollte sein Kind zu Grabe tragen

Wir hatten einer Obduktion zugestimmt, aber die lieferte auch keine Hinweise auf die Ursache für seinen Tod.

Warum?

Wie oft habe ich mir diese Frage gestellt, immer und immer wieder.

Letztendlich musste ich mich damit abfinden, auf diese Frage keine Antwort zu erhalten. Hat lange gedauert…

Als wir im Beerdigungsinstitut die Trauerzeremonie besprachen, fragte mich die Bestatterin, ob ich den meinen Sohn von der Trauerhalle bis ans Grab tragen wolle.

Heute bin ich für diese Frage dankbar und ein Klein wenig ärgere ich mich darüber, das ich damals nicht ja gesagt habe. Damals schossen mir andere Gedanken durch den Kopf.

Ich glaube die erste Empfindung war eine Mischung aus Empörung und Unglaube, im zweiten Takt, die Befürchtung unterwegs zu stolpern oder die Kraft zu verlieren. Und im dritten Moment auch, das ich ja dann meine Frau nicht begleiten könnte.

Männer! Beschützer… ja, ich glaube so ein bisschen Ego hat da auch eine Rolle gespielt.

Und dann – ja dann kam die Leere – dieses unendliche Nichts, was irgendwie gefüllt werden musste. Mit Aktivität, mit “das Leben geht weiter”, mit Arbeiten gehen, mit “Über-“Leben.

Ganz ehrlich – BESCHEUERT!

Doch wie trauert man(n) (in dieser Gesellschaft)?

Wie ist das mit unserer westlichen Trauerkultur?

Lassen wir heutzutage Trauer zu?

Hört mal in Euch rein, denkt mal über Trauer(rituale), die ihr kennt, nach?

« Ältere Beiträge Neuere Beiträge »

© 2024 AzraelsReisen

Theme von Anders NorénHoch ↑

Cookie Consent Banner von Real Cookie Banner