Ein Leichenwagen und seine Erlebnisse

Schlagwort: Buch

MÄNNER TRAUERN ANDERS

Aber Sie tun es!

Ach ja, Männer, wie beschreibt Herbert Grönemeyer diese besondere Erscheinungsform „Mensch“:

„Männer haben’s schwer, nehmen’s leicht

Außen hart und innen ganz weich

Werd’n als Kind schon auf Mann geeicht

Wann ist ein Mann ein Mann?“

Herbert Grönemeyer, Männer (1984)

Sind das tatsächlich Klischees oder ist da was dran – an dem „Männer weinen heimlich“?

Thomas Achenbach, zertifizierter Trauerbegleiter, erzählt und beschreibt sehr plastisch in diesem Buch, wie das ist, wenn Männer trauern – oft unsichtbar, alleine, im Stillen.

An verschiedenen Stellen musste ich schlucken, an anderen hatte ich Tränen in den Augen und immer wieder musste ich lächeln.

Über mich, über uns „Männer“ – wie „schwer“ wir es uns doch machen und wie typisch „männlich“ wir auch bei diesem Thema sind.

Doch das ist nur eine Facette dieses Buches über ein ernstes Thema, welches jeden von uns betreffen wird, denn der Tod wird uns irgendwann in unserem Leben begegnen.

Überfordert mit der Trauer

Und dann ist sie da – die Trauer – eine ganz normale Sache, wenn wir und wenn unsere Gesellschaft sie als etwas ganz natürliches akzeptieren würde – tun wir aber nicht.

Gerade für uns Männer ist der Tod – diese unkontrollierbare Konstante im Leben – ein Schlag in die Magengrube. Der Tod schert sich einen Dreck um unsere Pläne, unsere Ziele und beraubt uns der vermeintlichen Kontrolle über unser Leben.

Und zu allem Überdruss werden wir mit Gefühlen konfrontiert, die in Ihrer Intensität und Plötzlichkeit alles ins Wanken bringen. Wir sind im wahrsten Sinne überfordert damit.

Also versuchen wir mit allen Mitteln wieder Kontrolle zu erlangen, die Situation zu beherrschen, unser Leben in den Griff zu bekommen.

Und lassen der Trauer keinen Raum.

2020 starben über 9.000 Menschen durch Suizid – 75% von diesen 9.000 waren Männer.

Trauer ist normal

Wir, unsere Gesellschaft und insbesondere Wir Männer müssen Trauer zu etwas ganz normalem, etwas alltäglichem machen. Und wir Männer müssen aufhören, heimlich zu weinen.

Wir müssen lernen, unseren Gefühlen, unserer Trauer Raum und Zeit zu geben und unsere Gesellschaft muss diesen Gefühlen genauso Raum und Zeit einräumen.

Wenn ich mit Azrael unterwegs bin, bekomme ich immer wieder vor Augen geführt, wie unsere Gesellschaft mit dem Thema Tod und Trauer umgeht.

Mein Sohn ist 1997 gestorben, vor 25 Jahren und dennoch sind mir solche Momente, wie unten beschrieben, auch heute noch, nicht fremd.

Thomas Achenbach tut genau das in seinem Buch – Trauer als einen ganz normalen Prozess zu beschreiben. Und das dieser Prozess seine, ganz individuelle Zeit braucht – denn jede Trauer ist anders und es gibt nicht das Eine Rezept.

Das Buch ist kein Ratgeber ala Trauerbewältigung in 30 Tagen – es ist ein sehr fundiertes Buch, welches hilft, trauernde Männer besser zu verstehen und zu begleiten.

Nicht mehr, aber vor allem nicht weniger.

#lesenswert

endlich. – ein Buch…

Über Trauer reden

Das Buch

Auf dieses Buch – welches erst vor kurzem erschienen ist – bin ich zufällig gestoßen . Es scheint fast, als ob ich dieses Buch lesen sollte.

Wir müssen unsere Trauer als das erkennen, was sie ist, sie annehmen und uns mit ihr arrangieren – wie seltsam, wie fehl am Platz sie uns auch zunächst erscheinen mag. Und wie wenig sie gerade in unser Leben passt.

Aus „endlich.“

Ich habe über 20 Jahre gebraucht, um meine Trauer um meinen Sohn anzunehmen und irgendwie bin ich immer noch dabei, mich mit meiner Trauer zu arrangieren…

Ja, Trauer passt nicht in unser Leben, genauso wenig wie der Tod. Und doch ist gerade „er“ eine feste Größe im Leben und die Trauer ist seine stille Begleiterin.

Die beiden Autorinnen beschreiben anhand Ihrer eignen Erfahrungen, wie das so ist – mit der Trauer, der Akzeptanz, des Arrangements damit.

Leben gerät aus der Spur, nur ein bisschen, als wäre mein Rad in eine schmale Rille direkt daneben gerutscht, als würde mein Gehirn das Bild von meinem linken und meinem rechten Auge nicht ganz übereinanderlegen. Zwei Schattenumrisse der nebeneinander geratenen Welt.

Aus „endlich.“

Diese Worte beschreiben sehr gut dieses Gefühl, welches ich in mir trage – dieses „allesisteinkleinwenigausdenfugengeraten“, dieser kleine, blinde Punkt im Sichtfeld des Lebens, seit…

…seit damals.

Doch sie beschreiben nicht nur, sie erzählen nicht nur – sie zeigen auch Möglichkeiten auf, Möglichkeiten, sich zu arrangieren mit der Trauer.

Jede:r darf, muss, kann seinen individuellen, seinen persönlichen Weg gehen, mit dem Tod, mit der Trauer umzugehen.

Und mit der Liebe, die randvoll in einem überschwappt und nicht weiß, wo sie hin soll – diese unfaßbare Menge an Gefühl, welche mit der Trauer einhergeht…

Die Liebe ist überall, wo wir dem Tod begegnen: in den Inschriften von Grabsteinen, Gruften und Steinplatten. In den Blumen, den Kerzen, den Kuscheltieren, die dort abgelegt werden, wo jemand gestorben ist.

Aus „endlich.“

Unsere Gesellschaft grenzt den Tod und die Trauer aus. Brandmarkt Trauernde mit der unerbittlichen Brutalität unserer heutigen „modernen“ Zeit.

Das Buch zeigt auch, das zwar der Tod alle gleich macht, jedoch nicht die Art und Weise, wie wir bestattet werden, wie wir die „letzte Reise“ antreten.

Wir müssen als Gesellschaft Mittel und Wege gegen die Ungleichheit im Tod finden. Jeder Mensch hat das Recht auf eine schöne Bestattung – und jede:r Zugehörige:r das Recht auf Trauer.

Aus „endlich.“

Dieses Buch holt das Thema Trauer wieder dorthin zurück, wo es hingehört – genauso wie den Tod – in die Mitte unserer Gesellschaft.

Doch nicht nur das – das Buch endet mit

Sieben Forderungen für Trauer in einer modernen Gesellschaft

die ich nur unterstreichen kann.

Es ist an der Zeit für eine neue (und alte) Trauerkultur!

Wir müssen uns die Toten zurückholen. Erst, wenn sie wieder in unserer Mitte sind, kann die Trauer es auch sein. Wir brauchen eine Umgebung, die das Fühlen zulässt!

Aus „endlich.“

Lasst uns reden! Über Trauer reden!

#staytuned

Wie viele Seiten hat ein Leben?

Was bleibt übrig?

Wer sich näher mit dem Thema Tod und Vergänglichkeit beschäftigt, gerät unweigerlich an den Punkt, an dem er sich fragt, welche Spuren man hinterlässt…

Was ist, wenn man eines Tages Tod ist?

Genügt es, einen Sohn zu zeugen, einen Baum zu pflanzen, ein Haus zu bauen?

Dieser Spruch dürfte hinlänglich bekannt sein und ich hoffe die weiblichen Leser dieses Blogs stören sich nicht an der männlichen Sicht.

Wer denkt noch an einen, wer erinnert sich noch nach Jahren?

Letztendlich ist dies auch die Frage nach dem Sinn des eigenen Lebens.

Was muss ICH in meinem Leben getan haben, um “weiter zu leben” – mich in die Reihe der bedeutenden Geister der Vergangenheit einreihen zu dürfen…

Ganz ehrlich – wenn ich mir diese Reihe so anschaue und mir vorstelle, dass ich mich unter anderem zu Massenmördern gesellen soll, dann verzichte ich dankend!

Es ist vollbracht!

Diese Grabinschrift liest man ja heute noch des Öfteren auf unseren Friedhöfen.

WTF – ist vollbracht?

Gibt es eine heimliche Checkliste des Lebens, die man abhaken muss – und dann – Zack, klopft Gevatter Tod an die Tür und sagt „Herzlichen Glückwunsch, sie haben 100 von 100 möglichen Punkten“?

Und hier ist Ihre Eintrittskarte ins Totenreich…

10 Dinge, die sie unbedingt vor Ihrem Tod gemacht haben müssen

Macht Euch den Spaß und gebt diesen Satz in die Suchleiste Eures Browsers ein.

Fast schon ein Bestseller, diese Bucket-Liste des Todes – nicht wahr?

Wenn das der Sinn des Lebens sein soll, dann verzichte ich!

Danke Sepp

Ich denke, es kommt weniger darauf an, welche Ziele oder vermeintliche Erfolge Du in Deinem Leben erreicht hast. Entscheidender ist es doch, wie vielen Menschen Du am Herz berührt hast.

So wie Maria oben auf dem Bild.

Sei Du, sei authentisch, lebe Dein Leben im aufrechten Gang und mit reinem Herzen.

Denn dann, wenn sich jemand mit liebevollem Blick an Dich erinnert, dann hast Du wirklich gelebt!

Und dann spielt es auch keine Rolle, wie viele Seiten Dein persönliches Buch des Lebens hat – eine oder tausend…

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