Ein Leichenwagen und seine Erlebnisse

Schlagwort: Leben (Seite 1 von 2)

Wie viele Seiten hat ein Leben?

Was bleibt übrig?

Wer sich näher mit dem Thema Tod und Vergänglichkeit beschäftigt, gerät unweigerlich an den Punkt, an dem er sich fragt, welche Spuren man hinterlässt…

Was ist, wenn man eines Tages Tod ist?

Genügt es, einen Sohn zu zeugen, einen Baum zu pflanzen, ein Haus zu bauen?

Dieser Spruch dürfte hinlänglich bekannt sein und ich hoffe die weiblichen Leser dieses Blogs stören sich nicht an der männlichen Sicht.

Wer denkt noch an einen, wer erinnert sich noch nach Jahren?

Letztendlich ist dies auch die Frage nach dem Sinn des eigenen Lebens.

Was muss ICH in meinem Leben getan haben, um „weiter zu leben“ – mich in die Reihe der bedeutenden Geister der Vergangenheit einreihen zu dürfen…

Ganz ehrlich – wenn ich mir diese Reihe so anschaue und mir vorstelle, dass ich mich unter anderem zu Massenmördern gesellen soll, dann verzichte ich dankend!

Es ist vollbracht!

Diese Grabinschrift liest man ja heute noch des Öfteren auf unseren Friedhöfen.

WTF – ist vollbracht?

Gibt es eine heimliche Checkliste des Lebens, die man abhaken muss – und dann – Zack, klopft Gevatter Tod an die Tür und sagt „Herzlichen Glückwunsch, sie haben 100 von 100 möglichen Punkten“?

Und hier ist Ihre Eintrittskarte ins Totenreich…

10 Dinge, die sie unbedingt vor Ihrem Tod gemacht haben müssen

Macht Euch den Spaß und gebt diesen Satz in die Suchleiste Eures Browsers ein.

Fast schon ein Bestseller, diese Bucket-Liste des Todes – nicht wahr?

Wenn das der Sinn des Lebens sein soll, dann verzichte ich!

Danke Sepp

Ich denke, es kommt weniger darauf an, welche Ziele oder vermeintliche Erfolge Du in Deinem Leben erreicht hast. Entscheidender ist es doch, wie vielen Menschen Du am Herz berührt hast.

So wie Maria oben auf dem Bild.

Sei Du, sei authentisch, lebe Dein Leben im aufrechten Gang und mit reinem Herzen.

Denn dann, wenn sich jemand mit liebevollem Blick an Dich erinnert, dann hast Du wirklich gelebt!

Und dann spielt es auch keine Rolle, wie viele Seiten Dein persönliches Buch des Lebens hat – eine oder tausend…

Vergänglichkeit

tagtäglich um uns herum

Wer aufmerksam durch unsere Welt geht, wird überall den Kreislauf der Natur und damit die Vergänglichkeit sehen können.

Sei es der Tag der endet und die Nacht beginnt, die durch den Sonnenaufgang wiederum beendet wird. Sei es der Baum, der irgendwann stirbt und dessen Überreste Tieren als Behausung und Nahrung gibt und somit neues Leden spendet.

Man muss nur bewusst und mit offenen Augen durch unsere Welt gehen, dann sieht man das Wirken des Todes und damit gleichzeitig das Leben.

Im übertragenden Sinne ist ein Wald nicht nur ein Lebensraum, sondern gleichzeitig ein Friedhof – gefüllt mit Leben.

Und mit diesem Gedanken sollten wir unsere jetzigen Friedhöfe mit Leben füllen – sie auch zu einer Stätte der Begegnung machen.

Hierzu fällt mir noch eine Geschichte von dem Pfarrer ein, der Marcel beerdigt hat. Einige Zeit später trafen wir Ihn bei der Besprechung der Beerdigung unseres Vermieters. Da meine Frau schwanger war, sagte er spontan, als er es sah:

„Ich sehe mit Freuden auf Ihren Bauch.“

Etwas später sprach er uns darauf an und entschuldigte sich fast dafür, da es ja gleichzeitig um die Beerdigung ging.

Das Leben gehört zum Tod, wie der Tod zum Leben.

Komm großer schwarzer Vogel

Vorhersehung

Ostfriedhof München

Komm, großer schwarzer Vogel,
Komm jetzt!
Schau, das Fenster is weit offen,
Schau, ich hab der Zucker aufs Fensterbrett g’straht.

Komm, großer schwarzer Vogel,
Komm zu mir!
Spann‘ Deine weiten, sanften Flügel aus
Und leg’s auf meine Fieberaugen!
Bitte, hol‘ mich weg von da!

Und dann fliegen wer
Aufi, mitten in Himmel eini,
In a neuche Zeit,
In a neuche Welt.
Und i werd‘ singen,
I werd‘ lachen,
I werd‘ „das gibt’s net“, schrei’n,
Weil, i werd‘ auf einmal kapier’n
Worum sich alles dreht.

Komm, großer schwarzer Vogel,
Hilf mir doch!
Press‘ Dein‘ feuchten, kalten Schnabel
Auf meine Wunde, auf meine heiße Stirn!

Komm, großer schwarzer Vogel,
Jetzt wär’s grad günstig!
Die ander’n da im Zimmer schlafen fest
Aber ganz leise sein,
Da hört uns die Schwester ned
Bitte, hol mich weg von da!

Und dann fliegen wir
Aufi, mitten in Himmel eini,
In a neuche Zeit,
In a neuche Welt.
Und i werd‘ singen,
I werd‘ lachen,
I werd‘ „das gibt’s net“, schrei’n,
I werd‘ auf einmal kapier’n
Worum sich alles dreht.

Ja, großer schwarzer Vogel,
Endlich!
Ich hab‘ Di gar ned eini kommen ghert,
Wie lautlos Du fliegst,
Mein Gott,
Wie schön Du bist!

Auf geht’s, großer schwarzer Vogel,
Auf geht’s!
Baba, ihr meine Lieben daham!
Du, mei Mädel,
Und du, Mama, baba!
Bitte, vergesst’s mi ned!

Auf geht’s,
Mitten in Himmel eini,
Ned traurig sein!
Na, na, ist ka Grund zum Traurigsein!
Weil, i werd‘ singen,
I werd‘ lachen,
I werd‘ „des gibt’s net“ schrei’n.
I werd‘ endlich kapier’n
I werd‘ glücklich sein!

I werd‘ singen,
I werd‘ lachen,
I werd‘ „des gibt’s net“ schrei’n.
I werd‘ endlich kapier’n,
I werd‘ glücklich sein!

Ja, i werd‘ singen,
I werd‘ lachen,
I werd‘ „des gibt’s net“ schrei’n
I werd‘ endlich kapier’n
I werd‘ endlich glücklich sein!

I werd‘ singen
I werd‘ lachen
I werd‘ „des gibt’s net“ schrei’n
I werd endlich kapier’n
I werd‘ endlich glücklich sein!

Ludwig Hirsch

Dieser Text wurde 1979 von Ludwig Hirsch geschrieben und wer dieses Lied einmal gehört hat, den wird es nicht mehr loslassen. Zumindest mir ist es so ergangen und das ist schon einige Jahre her.

Ludwig Hirsch nahm sich 32 Jahre später das Leben, ließ sich vom großen schwarzen Vogel in den Himmel tragen – er war unheilbar an Lungenkrebs erkrankt.

Ob er zum Zeitpunkt, als er den Text schrieb, wusste, was ihm bevorstand?

Ich weiß es nicht, aber sicher beschäftigt sich jeder irgendwann in seinem Leben mit dem Tod, mit dem eigenen Tod und vielleicht auch mit dem Gedanken, diesem Leben ein Ende zu setzen?

Ich für meinen Teil habe das schon getan.

Und jedes Mal hat mich der Gedanken daran, dass ich wissen möchte, was morgen sein wird, davon abgehalten es zu tun – denn es gibt immer ein Morgen!

Und es liegt an uns, dieses Morgen zu gestalten, mit Leben, mit Liebe, mit Lachen zu füllen!

Lasst uns Lieben, lasst uns Lachen, lasst uns Leben!

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