Über Trauer reden
Auf dieses Buch – welches erst vor kurzem erschienen ist – bin ich zufällig gestoßen . Es scheint fast, als ob ich dieses Buch lesen sollte.
Wir müssen unsere Trauer als das erkennen, was sie ist, sie annehmen und uns mit ihr arrangieren – wie seltsam, wie fehl am Platz sie uns auch zunächst erscheinen mag. Und wie wenig sie gerade in unser Leben passt.
Aus „endlich.“
Ich habe über 20 Jahre gebraucht, um meine Trauer um meinen Sohn anzunehmen und irgendwie bin ich immer noch dabei, mich mit meiner Trauer zu arrangieren…
Ja, Trauer passt nicht in unser Leben, genauso wenig wie der Tod. Und doch ist gerade „er“ eine feste Größe im Leben und die Trauer ist seine stille Begleiterin.
Die beiden Autorinnen beschreiben anhand Ihrer eignen Erfahrungen, wie das so ist – mit der Trauer, der Akzeptanz, des Arrangements damit.
Leben gerät aus der Spur, nur ein bisschen, als wäre mein Rad in eine schmale Rille direkt daneben gerutscht, als würde mein Gehirn das Bild von meinem linken und meinem rechten Auge nicht ganz übereinanderlegen. Zwei Schattenumrisse der nebeneinander geratenen Welt.
Aus „endlich.“
Diese Worte beschreiben sehr gut dieses Gefühl, welches ich in mir trage – dieses „allesisteinkleinwenigausdenfugengeraten“, dieser kleine, blinde Punkt im Sichtfeld des Lebens, seit…
…seit damals.
Doch sie beschreiben nicht nur, sie erzählen nicht nur – sie zeigen auch Möglichkeiten auf, Möglichkeiten, sich zu arrangieren mit der Trauer.
Jede:r darf, muss, kann seinen individuellen, seinen persönlichen Weg gehen, mit dem Tod, mit der Trauer umzugehen.
Und mit der Liebe, die randvoll in einem überschwappt und nicht weiß, wo sie hin soll – diese unfaßbare Menge an Gefühl, welche mit der Trauer einhergeht…
Die Liebe ist überall, wo wir dem Tod begegnen: in den Inschriften von Grabsteinen, Gruften und Steinplatten. In den Blumen, den Kerzen, den Kuscheltieren, die dort abgelegt werden, wo jemand gestorben ist.
Aus „endlich.“
Unsere Gesellschaft grenzt den Tod und die Trauer aus. Brandmarkt Trauernde mit der unerbittlichen Brutalität unserer heutigen „modernen“ Zeit.
Das Buch zeigt auch, das zwar der Tod alle gleich macht, jedoch nicht die Art und Weise, wie wir bestattet werden, wie wir die „letzte Reise“ antreten.
Wir müssen als Gesellschaft Mittel und Wege gegen die Ungleichheit im Tod finden. Jeder Mensch hat das Recht auf eine schöne Bestattung – und jede:r Zugehörige:r das Recht auf Trauer.
Aus „endlich.“
Dieses Buch holt das Thema Trauer wieder dorthin zurück, wo es hingehört – genauso wie den Tod – in die Mitte unserer Gesellschaft.
Doch nicht nur das – das Buch endet mit
Sieben Forderungen für Trauer in einer modernen Gesellschaft
die ich nur unterstreichen kann.
Es ist an der Zeit für eine neue (und alte) Trauerkultur!
Wir müssen uns die Toten zurückholen. Erst, wenn sie wieder in unserer Mitte sind, kann die Trauer es auch sein. Wir brauchen eine Umgebung, die das Fühlen zulässt!
Aus „endlich.“
Lasst uns reden! Über Trauer reden!
#staytuned