Nun ging es die Weinberge hinab nach Bernkastel-Kues.
Auf dem Weg dahin wurden wir von Spaziergängern argwöhnisch begutachtet.
Endlich kam auch einmal die Sonne heraus und belohnte uns mit ihrer Wärme.
Neumagen-Drohn
Von hier führte uns unsere Route zu einem der größten jüdischen Friedhöfe nach Neumagen-Drohn. Der Friedhof sollte zudem mitten im Ort liegen, was etwas ungewöhnlich war.
Der Friedhof umfasst eine Fläche von fast 3.500 qm und beinhaltet rund 130 Grabsteine. Erstmalig erwähnt wurde er 1578.
Der Friedhof liegt tatsächlich mitten im Ort – was daran lag, dass die beiden ursprünglichen Orte nun zusammengewachsen sind.
Wie so oft, war auch dieser Friedhof abgeschlossen.
Sicher werden wir nochmal in diese Region zurück kehren und dann auch die Schlüssel bei den jeweiligen Gemeinden holen.
Um unser nächstes Ziel zu erreichen, mussten wir wieder über die Weinberge zurück nach Zeltingen. Kurzentschlossen machten wir an einer der kleinen Kapellen in den Weinbergen halt.
Solche kleinen Kapellen waren immer wieder zwischen den Reben zu finden, doch entgegen unseren Erwartungen waren sie nicht dem Gott Bacchus geweiht. 😉
Allerdings gibt es eine gleichnamige Rebsorte, welche hier auch angebaut wird.
Auf dem Bild ist auch ein kleines Altarkreuz zu sehen. Ich kenne diese Kreuze auch unter der Bezeichnung Sterbekreuz, wurden diese zum Trost für einen Sterbenden meist in seinem Sichtfeld aufgestellt.
Das Moseltal
Bei schönem Wetter und klarem Himmel hier mit einer guten Flasche Wein den Tag zu verbringen – was könnte es schöneres geben?
(Außer natürlich mit einer Leiche durch die Landschaft zu cruisen?)
Hier sieht man sehr gut die Hochmoselbrücke, welche in 158 Meter Höhe und einer Länge von 25 km über die Mosel führt.
Über 60% der an der Mosel angebauten Weinsorten ist Riesling. Ob das angesichts des Klimawandels so bleiben wird, stelle ich jetzt mal in Frage.
Verändern wird sich auf jeden Fall der Geschmack des Rieslings.
Von hier aus war unsere nächstes Ziel nur einen Ort weiter in Graach an der Mosel, genauer in der Nähe des Ortsteil Graacher Schäferei.
Nachdem wir den ersten Tag mit einer warmen Suppe im ehemaligen Kloster Machern beendet hatten, begannen wir den zweiten Tag direkt gegenüber des Klosters in Zeltingen.
Der kleine Ort befindet sich unterhalb der Hochmoselbrücke. Von hier aus ging es in mehreren Schleifen hoch in die Weinberge.
Auch hier wieder die Frage, wie weit können wir fahren und wo ist der Friedhof?
Zwei Friedhöfe
In Zeltingen gab/gibt es zwei jüdische Friedhöfe – den alten Friedhof, mit 6 erhaltenen Grabsteinen wurde bis 1876 genutzt, der neue jüdische Friedhof hat etwa 65 Grabsteine und wurde bis in die späten 30er Jahre genutzt.
Beide Friedhöfe wurden gemeinsam von den Juden in Zeltingen und Rachtig genutzt.
1939 verlies der letzte jüdische Mitbürger die Gemeinde.
Wir waren auf der Suche nach dem neuen jüdischen Friedhof, etwa 160 Meter oberhalb des Ortes in einem Waldstück gelegen, unweit der B 50.
Da es in der Nacht frostig gewesen war, tropfte es um uns herum ständig herab.
Im unteren Bereich des Friedhofes sind etwa 60 Grabsteine zu finden, der älteste von 1876, außerhalb der Friedhofsmauer befindet sich der neue Teil des Friedhofes, ca. 1927 errichtet mit 5 Grabstätten.
Es war ein gelungener Auftakt des zweiten Tages – allein diese Ruhestätte war die Reise wert.
In Gedenken an die während der Nazi-Zeit umgekommenen Juden aus Zeltingen und Rachtig:
Alfred Bach (1882), Ella Bach geb. Bach (1868), Gutella (Gudella) Ermann geb. Bach (1858), Rosa Grünhut geb. Marx (1876), Rosa Herz geb. Ermann (1879), Rosa Herz geb. Ermann (1879), Hedwig Hirsch geb. Bach (1869), Ludwig Kaufmann (1865), Sibilla Kaufmann (1874), Sophie Löb geb. Ermann (1880), Oskar Schömann (1891), Amalie Spanier geb. Kaufmann (1871), Klothilde Grünhut (1915), Rosa Grünhut geb. Marx (1876), Hedwig Heilberg geb. Marx (1905), Babette Irma Höflich geb. Marx (1906)*, Pauline Levy geb. Marx (1886), Daniel Marx (1869), Eduard Marx (1877), Gottfried Marx (1881), Leo Marx (1915), Klothilde Marx (1915), Lion Marx (1876), Karl Moser (1882; geboren als Nathan Moses); Betty Tobias geb. Marx (1905), Jakob Wendel (1855)