Ein Leichenwagen und seine Erlebnisse

Schlagwort: Waldfriedhof (Seite 1 von 3)

Bestattungswald Eichen

In der Ruhe des Waldes

“Die Kapelle”

Gestern habe ich einen Bestattungswald besucht.

Grundsätzlich stehe ich dieser “modernen” Form der Bestattung im Wald ohne eigentliche Grabstätte etwas distanziert gegenüber. Doch gerade dieser Besuch und die Atmosphäre des Ortes haben ein Umdenken ausgelöst.

Doch seht Selbst:

Das Grundprinzip ist überall nahezu gleich. Um einen Baum herum gibt es die Möglichkeit bis zu 12 Urnen beizusetzen.

Die Gräber sind lediglich durch eine Plakette am Baum ersichtlich. Grabschmuck oder das Ablegen von Blumen und Gegenständen ist nicht gestattet. Ausnahmen sind am Todes- oder Geburtstag gestattet.

Daher ist es nicht gestattet:
a) Grabmale, Gedenksteine und sonstige
baulichen Anlagen zu errichten.
b) Kränze, Grabschmuck,
Erinnerungsstücke oder sonstige
Grabbeigaben niederzulegen.
c) Kerzen und Lampen aufzustellen.

aus einem Infoflyer der Stadtverwaltung

Das die Realität etwas anders aussieht, zeigen die Bilder. Doch finde ich persönlich die dort vorhandenen “Beigaben” dem Ort angemessen.

Selbstredend, dass Kerzen in einem Wald nichts zu suchen haben und der Gebrauch von elektrischen Grablichtern finde ich auch auf einem normalen Friedhof – sagen wir – suboptimal.

Naturfriedhof Bischling

Nur ein Trend?

Vor kurzem habe ich dem Naturfriedhof Bischling im Spessart einen Besuch abgestattet.

Idyllisch am Waldrand oberhalb von Sailauf gelegen, befindet sich dort dieser Wald- oder Naturfriedhof. Die Grabstätten sind rings um die Bäume angelegt und kleine Grabsteine helfen die jeweiligen Gräber zu finden.

Grundsätzlich bin ich von solchen Anlagen angetan, symbolisieren Sie doch stärker als es ein “normaler” Friedhof kann, die Vergänglichkeit und den Kreislauf des Lebens. Doch auf der anderen Seite denke ich an die Angehörigen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind und dann nicht mehr ohne fremde Hilfe und unabhängig ihre Lieben besuchen können.

Da fällt mir immer eine Begebenheit an einer Urnenwand ein, welche ich beobachten konnte:

Ältere Dame tritt an eine Urnenwand heran und klopft an eine Grabplatte. “Schorsch, ich bin jetzt da.”

Im ersten Takt war ich doch sehr verwundert, im zweiten Takt musste ich, ob dieser Geste der Liebe und Nähe, die in dieser Begrüßung lag, lächeln.

Weiterhin “stört” mich die Tatsache, dass es hier “nur” Urnengräber gibt und mit dem Gedanken, mich verbrennen zu lassen, konnte ich mich noch nicht anfreunden.

Wie denkt Ihr darüber?

Modetrend, Zeitgeist oder schöner Gedanke und das wäre eine Option für Euch?

Magic Lights Tour – Tag 5 – 5. Teil

Kinder & Tod

Grabanlage für Föten

Ich hätte nicht gedacht, dass ich über meinen Besuch auf dem Waldfriedhof in München insgesamt 5 Beiträge schreiben würde.

Selbst heute – über eine Woche nach meinem Besuch dort – überkommen mich die Emotionen bei diesen Bildern.

Diesen Text habe ich aus d.er offiziellen Webseite der Stadt München entnommen (am 18.07.2021):

Diese Grabanlage ist für die Bestattung von Föten vorgese­hen, die bei der Fehlgeburt weniger als 500 Gramm Körper­gewicht haben.

Um ein zentrales Allgemeindenkmal in der Mitte sind kreis­förmige Segmente angeordnet. Der Kreis symbolisiert Un­endlichkeit, schafft gleichzeitig einen geschützten Raum.

An der Säule des Denkmals können auf Wunsch der Hinterbliebenen die gedachten Namen der Kinder eingraviert werden. Die mittlere Insel um das Denkmal dient gleichzeitig als Ablagefläche für Blumen, Lichter und kleine Trauergaben.

Das Nutzungsrecht an dem Fötengrab kann nur einmalig für drei Jahre erworben werden. Danach kann in dem Grab eine weitere Beerdigung eines Kindes stattfinden.”

Grabanlage für Föten auf dem Neuen Teil des Waldfriedhofes in München

Ruhestätte für tot geborene oder kurz nach der Geburt verstorbene Kinder

Ebenfalls im Grabfeld 601 befindet sich diese Ruhestätte:

Hier ebenfalls ein Auszug aus der Webseite der Stadt vom 18.07.2021:

“Die Gesamtanlage bietet eine Ruhestätte für tot geborene oder kurz nach der Geburt verstorbene Kinder. Sie besteht seit Herbst 2012 aus zwei Einzelanlagen: Eine „Schnecke“ und ein „Schmetterling“. Die spiralförmige Anlage in Form einer Schnecke mit einem kleinen Baum in der Mitte assoziiert Aufgehobenheit, Geborgenheit und Unverletzlichkeit. Die Tiersymbole sind Zeichen für die Hoffnung sowie die Seele des verstorbenen Kindes.

Jedes der kleinen Gräber (80 x 60 cm) ist einzeln ausgewiesen und wird beliebig lange zur Nutzung überlassen. Der Mindestnutzungszeitraum beträgt drei Jahre.

Die Anlage wird im Auftrag der Städtischen Friedhöfe München gärtnerisch unterhalten und gepflegt. Die Städtischen Friedhöfe München stellen den Angehörigen große Kiesel zur Verfügung, die bemalt oder mit dem Namen des Kindes versehen und am Bestattungsplatz abgelegt werden können. So erhält jedes Kind ein individuelles Grabzeichen.”

Ich kann es nur immer wieder sagen: Jede Trauer benötigt Zeit und Raum zur Bewältigung. Jeder Verlust eines geliebten Menschen ist ein traumatisches Ereignis, welches für die Hinterbliebenen oft mit viel Schmerz und Leid verbunden ist, der nur zum Teil von Ausstehenden nachvollzogen werden kann.

Ich will nicht sagen, dass der Verlust eines Kindes, egal mit welchem “Geburtsgewicht” oder in welchem Alter auch immer, größeren Schmerz oder Leid erzeugt – mit Sicherheit nicht.

Doch oft schafft der gesellschaftliche Umgang mit dem Tod eines ungeborenen Kindes oder eines Kindes zusätzliches Leid – unbedacht geäußerte Worte, wie “ihr seid doch noch jung” sind leider an der Tagesordnung.

Darum geht es mir mit diesem Blog, mit meinen Besuchen auf Friedhöfen und die Berichterstattung darüber, mit meinen Reisen mit Azrael – zu Sensibilisieren und den alltäglichen Tod und unseren Umgang damit zu thematisieren und offen damit umzugehen.

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